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Die ersten 10% (oder auch: warum mein Papa immer Fragen stellt)


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Moin zusammen,

da mein Vater für mich die ein oder andere Technikfrage gepostet hat und wir hier zahlreich Hilfe erhielten, möchte ich Euch den Grund der (manchmal) unzusammenhängenden Fragen präsentieren.

Die Vorgeschichte ist kurz erzählt: vor drei oder vier Jahren habe ich mir die erste Vespa zugelegt. War logisch für mich. Irgendwann ist mein Papa mit auf den Schrauberzug aufgesprungen (ist logisch für ihn) und so sind wir nun im Euch nicht ganz unbekanntem Vespa-Messitum versunken und haben an der vierten geschraubt. Das Kind hat nämlich den Motorrad-Führerschein gemacht und das Vater-Tochter-Gespann sich an die ersten (!) zehn Prozent gewagt. Die letzten zehn suchen wir noch im Technik-Topic.

Grundlage für das Projekt sollte ursprünglich meine PK50XL mit einem PK80-Motor werden (wegen der passenden Kurbelwelle). Zylinder war dank Blechkultur schon da (125er ETS) und es kam natürlich ganz anders. Ich bekam keinen PK80-Motor, sondern gleich eine ganze PKS mit dran, die auch noch (ja, ich bin Mädchen, ich darf das) das gleiche Auslieferungsdatum aufwies wie ich. Also musste sie und ihr hässliches Opel Omega-Rot bleiben.

Man(n) kann es auch so sehen: ich habe sie gerettet. Es waren dermaßen schlechte Bastelarbeiten an dem Roller vorgenommen, die auch Großbuchstaben verdient hätten sie zu beschreiben. Zwischen Elektroklemmen unter meterlangem Isolierband verborgen, über zwei Polradmuttern (um den ausgescherten Halbmondkeil zu sichern) bis hin zu einem schräg aufgesetzten Vergaser, der die Alugusskappen vom ASS abgebrochen hatte. Juny79 dürfte sich noch an das ein oder andere mehr erinnern - die Ärmste durfte meine Schimpftiraden live mitverfolgen.

Also haben wir uns erstmal an den Motor gemacht. Für die Setup-Kundigungen unter euch (es ist ganz einfach):

- gehohnter 125er ETS-Zylinder,

- Kurbelwelle ETS, 20er Konus,

- 19.19E Vergaser mit 85er HD und 45ND und

- ETS-Banane.

Zu den vermutlich nicht ganz so wichtigen Kleinigkeiten gehörte im Übrigen auch die Bearbeitung der ETS-Banane. Nach einer Saison zeigte dieselbe meines Vaters mehr Rost als Leistung, so dass wir uns entschieden, den verkaufstypischen Auspufflack abzuwaschen und einen hitzefesten Lack selbst einzubrennen.

Neben neuen Lagern und Dichtringen hat der Motor auch eine neue Schaltklaue und neue Kupplungsbeläge bekommen, nix Wildes also. Und dann fing es an. Irgendwas ist ja immer.

Wir wollten also nun den ersten Zylinder tunen. Kann ja nicht viel schief gehen bei einem Grauguss-Zylinder. Leider mussten wir jedoch feststellen, dass bei einem nicht bearbeiteten ETS-Zylinder vollkommen andere Stichmaße (Überströmeranfang bis zum oberen Ende des Zylinders) herauskamen, als bei unserem. Also machte mein Papa sich auf die lange Suche nach den originalen Steuerzeiten eines eben diesen Zylinders. An dieser Stelle sollten wir uns wirklich herzlich bei Brosi bedanken, der mit viel Geduld geholfen hat! :cheers:

Zu guter letzt schafften wir es aber nun doch den Zylinder oben um 2,5mm abzudrehen (danke Ecki!!! :inlove: ), die Überströmer original zu belassen und den Auslass auf 38,7mm zu verbreitern (Sehnenmaß 35,55mm=65%,ovalisiert) und zu polieren (nicht gepunzt!). Das Ganze wurde dann mit einer 2mm-Fußdichtung abgerundet und ergab nun Steuerzeiten von 120 zu 168°, also Vorauslass 24°.

Die Zündung hatte ich auf 19° vOT abgeblitzt und dachte, dass nun alles funktionieren würde. Dachte ich zumindest...

Der Motor sprang nur mit Gas geben an (was meinen Papa zu einem weiteren GSF-Hilferuf verleitete) und auch wenn es das gefühlt 384te Mal war, dass wir einen Zylinder abgenommen und wieder montiert hatten: es war ein Anfängerfehler... Danke an scooterlenni und die Jungs von den Minusschraubern an dieser Stelle, die mich auf die völlig unwahrscheinliche Möglichkeit des verkehrt herum montierten Kolbens aufmerksam gemacht haben :aaalder::-D

Manchmal ist es einfach unfassbar einfach...

Mit Hilfe von dem geliebten blauen Monster (um das zu verstehen, sollte man ab und an wahlweise auf einer Bremer, Heidelberger oder Hamburger Brücke stehen) und junys goldenem Fuß, sollte nun auch das erste Motorprojekt beim ersten Kick anspringen.

Sehr zufrieden mit unseren ersten zehn Prozent, ging es nun im jährlichen Vater-Tochter-Urlaub um die optische Verschönerung und der Verbannung des oben schon angezweifelten Opel Omega-Rots (auch wenn sich junys Aufkleber ziemlich gut auf allen Rundungen machten...).

Dafür wollte ich ich erstmal gucken, ob ich nicht vielleicht den O-Lack freilegen könnte, während mein Vater die sieben Weltmeere eroberte. Leider (!) erwies es sich als unmöglich das Gold zu retten und so waren nach einem Tag Auseinanderbau auch schon die ersten Schleiftage an der Tagesordnung.

Ja, ich verstehe sofort wenn sich der geneigte Leser nun fragt, warum ich sie nicht gleich zum Strahlen gebracht habe. Ich wollte es halt wenigstens selbst probieren. Aber dem gemeinen Rost an den Sicken musste ich mich nach vier oder fünf Tagen geschlagen geben und sie nun also doch in die fachmännischen Hände eines Strahlbetriebs geben, wo sie erstmal ausgezogen wurde. Ganz nackig blieb sie natürlich nicht, bekam dirket ein Epoxygrund-Kleid verpasst und wurde bei der türkischen Werkstatt unseres Vertrauens erstmal gedengelt.

Kurze Zeit später stand sie nun auch schon beim Lackierer. Etwas (nur etwas!) Füller drauf und ab da begann mein Respekt vor diesem Beruf! Mein Papa freute sich mehr über den Fortschritt der praktischen Hilfsmittel (flexible Schleifpads haben eine ungeheure Wirkung auf einen Mann, der seinen ersten Mini stumpf mit 600er Schleifpapier bearbeitet hatte), während ich jede einzelne der sechs Kanten an meinen Felgenschrauben lieben lernte... Sechs Manntage später hatten wir in wirklich geduldiger Arbeit jedes Teil so bearbeitet, dass wir zufrieden waren. Und das ist nicht leicht.

Blöd war, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht für eine Farbe entschieden hatte. Mein Papa hatte ja immer gesagt, das habe Zeit - mein Lackierer war da irgendwie anderer Meinung. Und nachdem sowohl der Lackierer, als auch meine Lästerschwester juny bei der Farbe gelb empört aufschrien, sollte es rot werden. Schon wieder... Und dann kam der Lackierer mit einer völlig unmöglichen Farbe um die Ecke, die ein gewisses Maß an Gelassenheit erfordert, wenn man dadurch auffällt und so wurde sie spontan grün. Sehr grün...

Die Anbauteile sollten in einem dezenten Klavierlackschwarz daherkommen und ich (und vor allem der Lackierer, was mein Papa bis heute vermutlich für einen Frauenbonus hält) bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis gewesen. Wer sowas schon mal selbst gemacht hat (und zwar alle! Vorarbeiten) weiß, dass es genau auf diese ankommt.

Ach ja - übrigens darf ich nicht mein dickes Danke an superkoelle für das Handschuhfach vergessen (eins der diversen Teile, das der Vorbesitzer auf dem Gewissen hat), das kurz vor Ladenschluss auch noch eintraf :inlove:

Mit einer Grimeca-Scheibenbremse, machte sich das Vorhaben bis zum Bremer Run fertig zu werden, auch noch optisch einen Tick besser (dieser Mörder-Motor will ja auch in Grenzen gehalten werden :cool: ) und mit der nächtlichen Unterstützung von juny und ramzamzam schafften wir es doch auch tatsächlich zum Tag X fertig zu werden. Ein mal wieder mehr schrecklich-schönes Wochenende übrigens :inlove:

Jetzt gilt es die nächsten 20% zu erreichen. Geplant sind ein 133er Polini (Grauguss), mit Alukopf, GS-Kolben und 24er Gaser. Mal sehen was das so bringt. Ich bin für jeden Tipp dankbar. Außer für nicht-Vespa-Teile. Das bringt Menschen mit (aus meiner eher noch Anfänger-Sicht) Ahnung dazu in Großbuchstaben zu schreiben. Und da ich ein Mädchen bin, will ich das in meinem Topic nicht haben ;-)

Danke an alle, die unsere (manchmal) etwas simplen Fragen mit fachlich kompetenten Antworten versehen haben. Wenn Papa den Weihnachtsmotor ersteigert (bitte!!!!!! :drool: ) kommt das nächste Projekt. Aber das kommt so oder so. Soviel ist sicher. Und auch wenn es "nur" eine PKS ist: Vespa fahren ist unbezahlbar. Für alles andere gibt es MasterCard...

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Bearbeitet von Kätchen
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Das mit den Dübeln bei den Blinkern :-D , dass sind die kommenden Nacharbeiten, die einen davor retten, gleich wieder einen neuen Roller zu kaufen...

Bearbeitet von 788.101
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Was sagt der der Artikel "der" bezgl. des Geschlechts des nachfolgenden Nomens, jetzt mal fehlerhafte Verwendung desselben aussen vor. ;-)

Freut mich übrigens für dich, dass sich deine Freundin rasiert. :-D

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Was sagt der der Artikel "der" bezgl. des Geschlechts des nachfolgenden Nomens, jetzt mal fehlerhafte Verwendung desselben aussen vor. ;-)

Freut mich übrigens für dich, dass sich deine Freundin rasiert. :-D

sry ist mir zu hoch...

auch ein rasierter Rücken kann entzücken...

finde aber das Projekt oben klasse, Farbe ist mal was anderes hab ich so noch nicht gesehen!

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Schön geschrieben, du hast Talent! Also zum Schreiben jetzt.

Wenn das eine/r meiner Deutsch-Lehrer/innen lesen würde, würde er/sie wahlweise laut loslachen oder wild schreiend, mit den Armen wedelnd auf eine viel befahrene Straße oder wenn vorhanden auf einen hohen Abgrund zurennen.

Und on-Topic: Schicker Roller. Freut mich, dass ich da sogar was zu beitragen konnte.

Bearbeitet von Brosi
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sry ist mir zu hoch...

auch ein rasierter Rücken kann entzücken...

finde aber das Projekt oben klasse, Farbe ist mal was anderes hab ich so noch nicht gesehen!

Der Brosi redet von "der Rollerfahrer", also von Menschen mit Pillermann. Du redest von "die Rollerfahrerin", also von 'nem Mensch ohne Pillermann. Oder von 'nem Mensch mit Menstruationshintergrund, wie ich neulich mal gelesen habe.

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Schon. Vielleicht ist das aber ja auch so 'ne Diskriminierungsgeschichte. Ich will mich da nicht festlegen. Oder wie pflanzen sich die fort?

ich bin mir nicht sicher ob wir das hier weiter erörtern sollten... (einfälle hätte ich genügend)

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Ich hab übrigens gelesen, dass dieses "Krümelmonster" inzwischen "politisch korrekt" nur noch: "ICH WILL GEMÜSE!" von sich geben darf!

Eine traurig, verarmte Welt in der wir leben.

War wohl doch Obst:

Bearbeitet von Brosi
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Krank, ich sage nur: krank! Um das Topic mal weiter zuzumüllen, weise ich in aller Bescheidenheit darauf hin, dass es sich bei dem blauen Monster um eine Sie handelt. Allen anders lautenden Mutmaßungen zum Trotz ist das nämlich die Freundin vom Krümelmonster, und das sieht man daran, dass sie eine Schleife im gut ondulierten Haupthaar trägt. So!

Aber on Topic: Das war ein klasse Projekt, durchgezogen in zwei Wochen. Und neben der eigenwilligen Farbgebung bitte ich mal zu bemerken, dass wir da in der Evo-1-Stufe einen wahren Monstermotor gebaut haben. Den kann - wenn überhaupt - nur noch der Powerracer toppen. Mit was auch immer. :-D Danke an dieser Stelle nochmal an Brosi für die Nachhilfe in Zweitakttechnik und -berechnung :thumbsup: .

Bearbeitet von GiuliaPK
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Moin Jungs,

danke für eure Rückmeldungen :-D

Da ich weiß was euch am Meisten interessiert, werde ich mich hier nicht mit irgendwelchen technischen Details zu Monstermotoren aufhalten und gleich zur Sache kommen:

juny und ich haben das Experiment gewagt, haben die beiden über Nacht alleine gelassen und was kam raus? Keine Krümelmonsterbabies. Es könnte an der für den männlichen Part frustrierenden Tatsache liegen, dass ramzamzam ihm vorher in Heidelberg die Bedeutung des Wortes androgyn erklärte.

Soviel dazu. Dass amazombi mal von einem meiner Beiträge verwirrt ist, nenne ich persönlich ja ausgleichende Gerechtigkeit, denn wenn der erstmal in den Technikthreads in die Tasten haut, versteh ich nur noch die Hälfte. Dafür ist es aber unterhaltsam :gsf_chips:

@Spiderdust: das weiß ich noch nicht, aber wenn dann wirst du es vielleicht hören (wo doch jetzt der Winter soviel Tuningzeit hergibt) und vermutlich sehen (bei der Farbe...).

Bearbeitet von Kätchen
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