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Blechroller Typberatung


Empfohlene Beiträge

Tach,

Ich wollte hier mal eine art Blechroller Typberatung anregen. Da ich ausser Vespa und mal kurz Lammy um den Block noch nie einen anderen z.B. deutschen Blechroller gefahren bin würde mich mal interessieren wie sich die anderen Modelle so anfühlen.

Rein subjektive erFAHRungen sind erwünscht! z.B. Fährt sich wie ein Panzer, bügelt jede Bodenwelle platt, lässt sich sportlich um die ecke werfen, Bremst furchen in dein Asphalt, gemütlicher Reiseroller wo auch große Mitteleuropäer ihre Beine ausstrecken können usw...

Angaben zur Motorleistung sind hier nicht sooo wichtig, schließlich weis man ja im Zweifelsfall abhilfe bei Pferdemangel.

Gerne auch Angaben darüber wie Robust sich die Karosse/Fahrwerk anfühlt. Empfinde die Lammykarosse z.B. im Vergleich zur Vespa als "filigran, fast schon zerbrechlich"

Bearbeitet von Vespatreiber
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Von den deutschen Blechrollern würde ich nach meinen Erfahrungen an deiner Stelle folgende 4 Rollertypen vor allem wg. Verfügbarkeit / E-Teillage ins Auge fassen:

Heinkel Tourist (wenn nur die 103er Modelle mit 4 Gang und 10 Zoll): Wie Tourist schon sagt, ein echter Reiseroller auf dem man bequem lange Strecken zurücklegen kann, die

Pro:solide Konstruktion mit gesunder Mechanik, ruhiger Motorlauf (von den dBA ist er aber nicht leise), großes Handschuhfach und Frontgepäckträger, wartungsarmer Hinterradantrieb, großer Tank , gute Ersatzteilversorgung, kaum Vibrationen spürbar (außer A0), große Schräglagen möglich

Cons: sehr hohes Gewicht, nicht sehr handlich durchzugssschwacher Motor (Drehmoment wie 125er Zweitakter), kratzige Schaltung mit unsicheren Rastungen (A0 besser als A1+A2), Wartungsaufwand größer als beim Zweitakter, Radausbau vorne, Fahrverhalten des gummigelagerten Triebwerk (A1+A2) für einige zu schwammig (starre beim A0 ist knackiger).

Zündapp Bella (ich würde ein 200er Modell bevorzugen): Bietet neben solider Verarbeitung einen krätigen Motor und sichere, sehr komfortable Fahreigenschaften,

die auch sportlichen Ansprüchen genügen.

Pro: sehr haltbarer kräftiger Motor, den man tagelang dreschen kann, sehr robuste Bauweise, sehr gutes Fahrverhalten (12 Zoll, relativ kurzer Radstand und ausgegliche Gewichtsverteilung), auch die älteren Modelle waren schon ausgereift, narrensichere Schaltung mit Fußwippe, trotz Größe und Gewicht relativ handlich, 2 große Koffer auf Kofferbrücken zu befestigen.

Cons: für Fahrer relativ laut (ab R 204 besser geräuschgedämpft), wartungsbedüftige Hinterradkette, kleiner Tank, Radausbau hinten, kein freier Durchstieg, Motorzugänglichkeit, kein Handschuhfach

MOT-Fazit 1961: "Der sicherste alle Gebrauchtkäufe"

NSU Prima 5: Nachfolger der Lambretta/Prima D der mehr Richtung Reiseroller gehen sollte

Pro: Gute Fahreigenschaften, handlich, keine Kette, temperamentvoller Motor, Nebelscheinwerfer :-D

Cons: Laufruhe und Auspuffgeräusch, kein Handschuhfach

IWL Berlin oder IWL Troll: Die Ludwigsfelder haben zwar einiges im Westen abgeschaut, doch irgendwie schon ihren sozialisten Weg gemacht.

Pro: kräftiger Motor (Troll), solide Konstruktion, Alukarosserie, Ostalgie (das Troll-Design ist für den einen ugly für den anderen Ost-Kult), teilweise noch billig zu haben.

Cons: mittelmäßiges Fahrverhalten, teilweise schlechte Materialqualität bei einigen Teilen

Falls du dich an seltenere Gefährte rantraust, solltest du über folgende Rollermodelle nachdenken:

Dürkopp Diana: Die Göttliche aus Bielefeld hat viele ingenieure Detaillösung, laufruhigster Zweitaktmotor, vibrationsfrei, bewöhnungsbedürftiges Fahrwerk, die Lenkeigenschaften mittelmäßig, pflegebdüftiger Kettenantrieb.

Maicoletta (250 er Modell) : echte Grand Tourisme, Sitzbank für 4 Personen, schnellster Klassikroller, lief gestoppte 110 km/h aufrecht (Schwabenpfeil), tolle Bremsen, aber sehr wenig Schräglage, setzt sehr früh auf, die Spritzufuhr bzw. Dampfblasen machen schon mal Ärger, der 6 V-Pendelanlasser ist im Gebrauch schlechter als der übliche Dynastart ist, kein Roller für die Stadt, pflegebedürftige Kette

Triumph Contessa: leistungsstarker Doppelkolbenmotor, ordentliches Fahrwerk, kaum Ersatzteile, Lenkeigenschaften mit vorne liegenden Tank gewöhnungsbedürftig.

Goggo (200er Modelle): Dingolfinger Barock, nicht sehr komfortabel aber eine ehrliche Haut mit ordentlichen Fahrleistungen, Fahrwerk konnte trotz Änderung auf 10 Zoll ab 1955 nicht mehr mit den deutschen Konkurrenten mithalten.

So ich hoffe, dass hilft dir ein wenig. Ich habe nach rund 20 Jahren mit Deutsch-Rollern immer noch Spaß damit (teutonischer Reise-/Tourenausrichtung des Rollers ist halt was anderes als der Italo-Stadtrutscher ...) , wobei natürlich die Schöne die große Liebe bleibt :-D

Ciao

erasmo

Bearbeitet von erasmo
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Klasse, danke für die ausführliche Beschreibung! :-D

Haben die IWL echt ne komplette Alukarosse?

Der Berlin sieht doch wirklich nicht übel aus, welche Teile sind denn von den Qualitätsmängeln betroffen?

Mittelmäßiges Fahrverhalten bedeutet wahrscheinlich immer noch dreimal besser als die Vespe?

Finde die Paralellogramschwinge hinten und die geschobene Schwinge vorne sehen doch recht vertrauenserweckend aus...

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Grundsätzlich sind IWL Berlin & Troll keine schlechten Roller (nur der Pitty war qualitativ eine Katastrophe, da gab es diverse Unfalle nach Einführung, Tote, Stasi, ein in den Westen gefohlenen Konstrukteur... aber das ist einer andere Geschichte). Im Qualitätsvergleich zu Tourist, Bella oder Prima liegen aber Welten dazwischen. Es fehlte in der "Ostzone" an vielen Sachen bzw. man konnte sie mangels guter Werkstoffqualitäten nicht besser machen. Da z.B. vernüftige Rahmenrohre sind im Osten zu haben waren, wurde viel mit Preßstahlteilen gearbeitet. Tiefziehblech war Mangelware. Es gab keine vernüftigen Ketten. Die Ost-Kugellager und Simmeringe taugen nichts, Zündsulen, Zündkerzen etc. kamen auch nicht an Bosch /Noris oder Beru-Produkte ran. Die Felgen sind aus einfachem gepreßten Alu (es gab auch mal zweiteilige mit Nieten, wobei die Nieten sich schon mal lösen können). Es gab schon Fälle, wo Schwingenfedern gebrochen sind.

Zum Berlin findest du hier noch eine Menge:

http://www.germanscooterforum.de/index.php?showtopic=52846

Meine Fahrerlebnisse mit dem Berlin waren so. Fahrleistungen so wie eine 150er Bella oder Vespa T4. Federung und Sitzhaltung in Ordnung. Sehr störend wirken aber die fühlbaren Verwindungen im Fahrwerk, die du deutlich beim Lenken merkst. Im direkten Vergleich zur Bella liegen hier Lichtjahre. Die hintere Federung ist eine furchtbar umständliche Lösung mit 8 Schwingenlager und nur aus der Not geboren, da kein vernüftiger Rahmen gebaut werden konnen (West-Rohre von Mannesmann waren nur gegen Devisen zu bekommen). Wenn du einfachen und besser funktionierenden Hinterradfederungen von Bella und Tourist dagegen siehst, weißt du was ich meine.

Wenn IWL würde ich dir eher zum Troll raten, der hat 2 PS mehr und das Fahrwerk ist vor allem hinten besser. Außerdem hat er eine uniques 60er Jahren Zonen-Design (dazu gab es schon Ausstellungen) , wobei einiges von der MZ ES übernommen wurde. Bei den Fahrleistungen kommt er mit den 175/200 ccm-Wessi-Rollern mit.

Ciao

erasmo

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Hier ein paar weitere Informationen:

NSU Lambretta 150/ Prima D

Pro: ruhiger Motorlauf, geringer Verbrauch, keine Kette, sehr komfortabel durch Schwingsättel, Vollgasfest! einfach schön!!

E-Starter, Uhr, großer Gepäcktäger mit Ersatzrad

Cont.: Fahrleistungen, Schwingenlagerung ist sehr Wartungsaufwendig, Reparatur schwierig, Ersatzteile für Motor und Antrieb schwierig zu beschaffen

Roller bringt in der Stadt viel Spaß, 3 Jahre damit zur Uni in Hamburg gefahren ohne Probleme, als Reiseroller zu langsam.

NSU Prima V

Pro : Fahrleistungen, Fahrverhalten, Sitzkomfort, großer Gepäckträger mit Ersatzrad fast so schön wie die Lambretta

Motorvibrationen sind bei der 2. Serie mit vergrößerten Motorlagern kein Thema mehr!! E-Starter, Uhr,

Cont.: Schaltung ist nur mit sehr viel Gefühl zu handhaben, Lenker hat gewöhnungsbedürftige Form, man kommt sich vor wie beim Bullenreiten

Bearbeitet von Prima V
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Haben die IWL echt ne komplette Alukarosse?

Ich mußte erst mich nochmal bei meinem "IM" vergewissern :-D

Das Trittbrett ist bei beiden Rollern aus Aluguss.

Beim Troll sind die beiden sidepanels und das zweiteilige Beinschild aus Alublech.

Beim Berlin ist nur das Beinschild aus Alublech.

Mein "IM" meinte noch, dass der Troll etwas seitenwindempfindlich war.

Ich bleibe aber dabei: der Troll ist "more collectable"! Autentisches 60er Jahre DDR-Design, echte 10 PS, leicht und dank Gleichteilekonzept mit MZ ES 150 eine gute Teileversorgung.

Ciao

erasmo

Bearbeitet von erasmo
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NSU Prima V

Pro : ...., Sitzkomfort, ...

Die Einzelsitze sind sehr komfortabel (dank eigener Federung), ab 180cm Körperlänge ist aber die Sitzposition nicht so toll. Das ist kein Problem mit der optionalen Denfeld Doppelsitzbank, die aber nicht so komfortabel wie die Einzelsitze ist. Die Prima V ist aufgrund der Triebsatzschwinge härter als z.B. eine Bella abgestimmt.

Ciao

erasmo

Bearbeitet von erasmo
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