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Warum eigentlich n Blechroller?


Vespista X

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Warum Roller? Ich erinnere mich als wir 16 waren. Wir lebten im Vorort einer Kleinstadt. Busse waren selten und wenn wer ne Freundin wollte brauchte er ein Moped oder einen Roller. Enduros waren für Bauernjungs! Also keine coolen Roller - kein Jiggy Jiggy und kein Happy End! Also blieb nur Vespa oder Lambretta !
Teile finden ? Es gab kein Internet und die heutigen Marktführer für Teile saßen noch in Muttis Garage. Man musste stundenlang mit einem Kumpel im Auto da hinfahren und Kataloge waren auf Kopierpapier verfügbar.
Für verchromte Seitenhauben musste man tagelang mit der Hand entlacken. Dann polierte man weitere Tage bevor vielleicht jemand 300 Mark vom Taschengeld dafür nehmen wollte, dass er es widerwillig für einen verchromte.
Eine Sitzbank mit Union Jack oder Canabis Blatt ? Dafür musste man in einem Ramschladen von afrikanischen Immigranten eine muffige Flagge kaufen. Danach musste man n Lehrling zum Raumausstatter finden, der das als Gesellenstück für einen mit ner Plane überziehen wollte. Man baute sich ein Garelli Schutzblech, weil es leichter war und cool aussah.
Tuning ?
Erstmal schraubte man halt einfach ALLES ab, weil man glaubte jedes Gramm zählt um 7,5 km/h rauszuholen gegenüber dem Nachbarjungen. Und dafür lagen wir wie Superman auf dem Bock. Man kaufte sich beim entfernten Kumpel eines Freundes der 100km weg wohnte einen 207 oder 135 ccm Zylinder der schon mal einen Klemmer hatte und man legte den Zylinderkopf auf ein Sandpapier und drehte stundenlang per Hand bis man paar mm abgenommen hatte. Damit versaute man sich natürlich die Kompression. Überraschend kam dann Nachts im Regen bei Vollgas auf der Autobahn auf dem Weg zu einem Schlammtreffen in einer Kiesgrube deswegen einen Kolbenfresser. Dann schnitten wir uns ein Loch in den Zaun der Autobahn und versteckten den Roller in einem Busch. Wir verteilten uns auf den übrigen Rollern, um ihn Stunden später in einem alten VW Bus mit 50 PS abzuholen. Dabei lief dann Sprit in den Sitz und der quoll auf. Wir haben uns auf die Fresse gepackt beim Wheelie üben oder Vespa Cross in Badehose und zerstörten die Chromhauben dabei. Wir bauten Schalter ans Handschuhfach, die nur Rücklicht und Kennzeichen abdunkelten, um von der Polizei über den Feldweg abzuhauen - wegen dem illegalen Tuning oder den 2 Gramm Gras, die bestimmt irgend einer dabei hatte. Wir mussten uns unter Autobahnbrücken treffen, weil irgendwann keiner mehr die Gruppe Chaoten vor dem Haus haben wollte. Sie schraubten während sie Pizza kommen ließen und Musik aus dem Autoradio im Handschuhfach dröhnen ließen bis die Batterie leer war . Die Straße vor dem Haus war eine Rennstrecke wo man täglich den Nachbarn mit der Raserei und dem Krach auf die Nerven ging.
Ich fasse zusammen - wir hatten keine Ahnung was wir taten, aber hatten wirklich Spaß!
Waren wir schnell? Nur gefühlt!
Wie waren Rüpel und wir hatten vor nix und niemand Respekt - auch nicht vor dem Wetter oder der Polizei.
Wir wollten einfach nur fahren, jeden Tag egal bei welchem Wetter mit den paar Kröten, die wir uns durch Autowaschen, Zeitung austragen und Rasen mähen verdient hatten. Wir wollten im Kreisverkehr Kurvenlage üben bis die Funken in die Nacht sprühten. Gemisch kam entweder aus der speziellen Zapfsäule oder per Augenmaß.
Gab es Teile? Kaum! Und zu teuer für Teenager!
Treffen mit Anhänger und Hotel? Unmöglich. Niemals ! Supermarkt-Zelt, Dosenbier und Salzstangen bei Lagerfeuer. Manchmal schlief man auch besoffen im Vorraum der Sparkasse.
Polohemden? Nein Hoodie, Run DMC und Beastie Boys!
Waren unsere Umbauten gefährlich?
Klar - es blieben immer paar Schrauben übrig. Gelegentlich verlor schon mal einer n Rad bei voller Fahrt, weil der Roller Sonntag Nacht zusammengebaut wurde um Montags in die Schule zu kommen.
Waren wir cool ? Eher irre!
Aber das war besser als die Heinis, die sich heute fertige 30PS Faro Basso Racing Projekte bauen lassen und mit dem Anhänger zum Event fahren, wo sie mit ihren bei Amazon georderten Retro Outfits Prosecco schlürfen und sich dafür feiern, dass sie Geld haben. Abends schlafen sie schick im Hotel und geben sich gegenseitig schicke Prämien dafür dass sie da sind und vielleicht mal paar Stunden durch den Regen gefahren sind oder einem Mechaniker viel Geld für den Umbau ihres überteuerten Sammlerstücks gegeben haben.
Ich wünsche mir wieder mehr von damals, als etwas Werkzeug, Leidenschaft, eine Idee und eine Sprühdose plus ein paar Aufkleber reichten, um einen „Custom-Roller“ zu bauen und damit unglaublich verrückte Dinge zu machen und Erinnerungen fürs Leben!
Den Roller habe ich vor 2 Jahren aus der Garage der Eltern von einem Kumpel von früher gerettet. Er stand dort einfach vergessen und verlassen 26 jahre rum - an die Rückwand der garage als "Stopper" für das Auto. Habe ihn fast komplett so belassen wie frühger, weil mein er meine Erinnerungen weckte und mein Herz lachte!
 
Warum fahrt Ihr Euren italienischen Einkaufswagen?

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Bearbeitet von Vespista X
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Bin zwar erst 28, aber Geschichten von „früher“ bringen mich immer zum schmunzeln und lassen in Gedanken, die geilen Zeiten, am Baggersee mit den Kumpels aufleben.. :cheers:

Jetzt: Hausbau, Job.. Bäh.. 

Ausfahrten am Sonntag oder Schrauben am Samstag ist, eine zu seltene aber willkommene Abwechslung. 
 

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Kann einen von meinen Freunden oder mich selbst in jedem deiner Sätze wiedererkennen, und ja vermisse es eine O-Lack Rally zu Cutten und einen RD 350 Motor Reinzubasteln. Du hast mir den Tag gerettet. Setz mich jetzt vor die Garage zum schrauben und Bier trinken. 

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vor einer Stunde hat krankerfrank folgendes von sich gegeben:

Fast genau so, Chrom Schickimicki war nie meins, aber ansonsten zu 95% getroffen

 

Könnte mir vorstellen, dass der Vespista noch nen Jahrzehnt mehr auf dem Buckel hat ... als Du (und ich) :satisfied: Mitte der 80er waren Chrom-Backen kein Schicki-Micki-Ding, sondern komischerweise ziemlich gefragt in der noch jungen Scooterboy-Szene. Das sah in unseren 90ern dann schon anders aus, klar. 

 

vor 2 Stunden hat Vespista X folgendes von sich gegeben:

und dafür lagen wir wie Superman auf dem Bock.

 

Darüber habe ich gerade laut gelacht. :muah: Genau so war das. Stiefel ganz vorn am Trittblech, Arsch ganz hinten am Ende der Sitzbank und Oberkörper schön flach. Mann, das sah nicht nur scheiße aus, das fuhr sich auch so. :-D Aber irgendwie musste das wohl so sein ...  

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vor 1 Minute hat Moorteufel folgendes von sich gegeben:

 

Könnte mir vorstellen, dass der Vespista noch nen Jahrzehnt mehr auf dem Buckel hat ... als Du (und ich) :satisfied: Mitte der 80er waren Chrom-Backen kein Schicki-Micki-Ding, sondern komischerweise ziemlich gefragt in der noch jungen Scooterboy-Szene. Das sah in unseren 90ern dann schon anders aus, klar. 

 

 

Darüber habe ich gerade laut gelacht. :muah: Genau so war das. Stiefel ganz vorn am Trittblech, Arsch ganz hinten am Ende der Sitzbank und Oberkörper schön flach. Mann, das sah nicht nur scheiße aus, das fuhr sich auch so. :-D Aber irgendwie musste das wohl so sein ...  

 

Ich kam erlicherweise erst 1992 aufs Blech - aber wollte mir damals aus irgend einem unerfindlichen Grund nen Roller quasi komplett aus Chrom mit Britischer Flagge auf dem Sitz bauen. Würde ich heute ned mehr so machen, aber hey jeder fängt mal an ;-)

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vor 3 Stunden hat Vespista X folgendes von sich gegeben:

Warum Roller?

 

Ich erinnere mich als wir 16 waren. Wir lebten im Vorort einer Kleinstadt. Busse waren selten und wenn wer ne Freundin wollte brauchte er ein Moped.

Enduros waren für Bauernjungs und genau das waren wir. Nicht mehr und nicht weniger. Auch wenn kaum einer unserer Väter seine Kohle mit Landwirtschaft verdiente war eine Yamaha DT80LC2 das Maß aller Dinge.

Tja. Mama sah das anders und zwecks Finanzierung des sauteuren Vehikels samt Führerschein musste zumindest teilweise die Familienkasse mithaften und somit war auch quickfix der Familienrat mit im Boot. Nun ja, besser schlecht gefahren als dumm gelaufen.

So ein Roller ist doch auch nett, kostet etwas weniger Versicherung als die sauteuren DTs und überhaupt hat Mama ja den Führerschein, kann also auch mit dem Ding fahren.

Scheisse. Warum muss mir das passieren?

Dorfdepp in 3-2–1 ….. von 0 auf PX80E Lustlos in einer gefühlten Ewigkeit. Klassenkeile inklusive. Ein Traum in Verde Acquamarine. So unfassbar schnell dass selbst die Kreidler Flory vom Nachbarn mithalten konnte.

Gut, der hatte auch so eine Holzkiste mit der Aufschrift „Van Veen“ unter der Werkbank liegen. Was das bedeutet war damals den wenigsten klar.

Wie auch immer. Wenn die DT nach Hektar und Agrarindustrie roch, dann war die Kreidler allerhöchstens noch in der Liga Dorfbauer, der sich mit dem Hausschwein und der Kuh das Wohnzimmer teilt und zum Kacken in den Garten musste, weil da das Klohäuschen stand.

Die Vespa war in diesem ländlichen Mikrokosmos noch nichtmal existent.

 

Mama ist damit gefahren.

Ein Mal. Auf dem Feldweg.

Genau ein Mal, in den Graben und danach nie wieder.

….. und ich hatte die Kloschüssel an der Backe!

 

Erstmal schraubte man halt einfach ALLES ab, weil man glaubte jedes Gramm zählt um 7,5 km/h rauszuholen gegenüber dem Nachbarjungen. Und dafür lagen wir wie Superman auf dem Bock. Man kaufte sich beim entfernten Kumpel eines Freundes der 10km weg wohnte einen 135 ccm Zylinder der schon mal einen Klemmer hatte und man legte den Zylinderkopf auf ein Sandpapier und drehte stundenlang per Hand bis man paar mm abgenommen hatte. 

Das reichte erstmal für die DTs und man durfte wieder an Sozialleben teilnehmen, auch wenn man immer noch hinter der Kreidler des Nachbarn parken musste.

 

Der Kumpel aus dem Nachbardorf hatte eine MBX 80 mit 110er Kit und Vollverkleidung. Teuflisch schnell. Level Endgegner und während die Dorfjugend die DT verbimmelte um sich einen abgeranzten 1er Golf oder D-Kadett anzuschaffen ging das Wettrüsten los.

 

Man kaufte sich beim entfernten Kumpel eines Freundes der 100km weg wohnte einen 177er Motor mit 28er PHBH und Simonini Tröte.

Motor war Scheisse und die MBX immer noch zu schnell. Also ranzige P200E gekauft, geschlachtet und den Motor in die Lusso gepflanzt.

1x Eurovespa in Südfrankreich, 274 Klemmer, gerade noch irgendwie auf eigener Achse nach Hause gekommen, Motorrevision. 

207er Polini, 28er PHBH vom 177er Motor, PM20 :inlove: bei R&F Motoscooters bestellt, Scheibenbremse, Bitubos, Endgegner besiegt!

 

Mamas Garage war bis zu dem Zeitpunkt natürlich längst okkupiert und zur Schrauberbude umgewandelt.

Ich glaube sie wollte es so.

 

Der 50PS T3 war ein 57PS Diesel, Rest siehe oben.

 

Danke Mama.

Du bist die Beste! 

Bearbeitet von alfonso
Leerzeilen entfernt.
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vor einer Stunde hat alfonso folgendes von sich gegeben:

 

Ich erinnere mich als wir 16 waren. Wir lebten im Vorort einer Kleinstadt. Busse waren selten und wenn wer ne Freundin wollte brauchte er ein Moped.

Enduros waren für Bauernjungs und genau das waren wir. Nicht mehr und nicht weniger. Auch wenn kaum einer unserer Väter seine Kohle mit Landwirtschaft verdiente war eine Yamaha DT80LC2 das Maß aller Dinge.

Tja. Mama sah das anders und zwecks Finanzierung des sauteuren Vehikels samt Führerschein musste zumindest teilweise die Familienkasse mithaften und somit war auch quickfix der Familienrat mit im Boot. Nun ja, besser schlecht gefahren als dumm gelaufen.

So ein Roller ist doch auch nett, kostet etwas weniger Versicherung als die sauteuren DTs und überhaupt hat Mama ja den Führerschein, kann also auch mit dem Ding fahren.

Scheisse. Warum muss mir das passieren?

Dorfdepp in 3-2–1 ….. von 0 auf PX80E Lustlos in einer gefühlten Ewigkeit. Klassenkeile inklusive. Ein Traum in Verde Acquamarine. So unfassbar schnell dass selbst die Kreidler Flory vom Nachbarn mithalten konnte.

Gut, der hatte auch so eine Holzkiste mit der Aufschrift „Van Veen“ unter der Werkbank liegen. Was das bedeutet war damals den wenigsten klar.

Wie auch immer. Wenn die DT nach Hektar und Agrarindustrie roch, dann war die Kreidler allerhöchstens noch in der Liga Dorfbauer, der sich mit dem Hausschwein und der Kuh das Wohnzimmer teilt und zum Kacken in den Garten musste, weil da das Klohäuschen stand.

Die Vespa war in diesem ländlichen Mikrokosmos noch nichtmal existent.

 

Mama ist damit gefahren.

Genau ein Mal. Auf dem Feldweg.

Genau ein Mal, in den Graben und danach mit wieder.

….. und ich hatte die Kloschüssel an der Backe!

 

Erstmal schraubte man halt einfach ALLES ab, weil man glaubte jedes Gramm zählt um 7,5 km/h rauszuholen gegenüber dem Nachbarjungen. Und dafür lagen wir wie Superman auf dem Bock. Man kaufte sich beim entfernten Kumpel eines Freundes der 10km weg wohnte einen 135 ccm Zylinder der schon mal einen Klemmer hatte und man legte den Zylinderkopf auf ein Sandpapier und drehte stundenlang per Hand bis man paar mm abgenommen hatte. 

Das reichte erstmal für die DTs und man durfte wieder an Sozialleben teilnehmen, auch wenn man immer noch hinter der Kreidler des Nachbarn parken musste.

 

Der Kumpel aus dem Nachbardorf hatte eine MBX 80 mit 110er Kit und Vollverkleidung. Teuflisch schnell. Level Endgegner und während die Dorfjugend die DT verbimmelte um sich einen abgeranzten 1er Golf oder D-Kadett anzuschaffen ging das Wettrüsten los.

 

Man kaufte sich beim entfernten Kumpel eines Freundes der 100km weg wohnte einen 177er Motor mit 28er PHBH und Simonini Tröte.

Motor war Scheisse und die MBX immer noch zu schnell. Also ranzige P200E gekauft, geschlachtet und den Motor in die Lusso gepflanzt.

1x Eurovespa in Südfrankreich, 274 Klemmer, gerade noch irgendwie auf eigener Achse nach Hause gekommen, Motorrevision. 

207er Polini, 28er PHBH vom 177er Motor, PM20 :inlove: bei R&F Motoscooters bestellt, Scheibenbremse, Bitubos, Endgegner besiegt!

 

Mamas Garage war bis zu dem Zeitpunkt natürlich längst okkupiert und zur Schrauberbude umgewandelt.

Ich glaube sie wollte es so.

 

Der 50PS T3 war ein 57PS Diesel, Rest siehe oben.

 

Danke Mama.

Du bist die Beste! 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hahahahahahahahahahaha ! Wie geil ! Ja so ungefähr! Gott haben wir uns oft geprügelt weil die Dorfjugend am Stadelfest glaubte sie könnte einem von uns an die Seitenhaube pinkeln...

Bearbeitet von Vespista X
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Wenn ich gekonnt hätte, wie ich wollte, hätte ich mir auch bereits mit 16 eine PX hingestellt. Aber irgendwie geht so etwas in dem Alter ja nie ohne elterliches Sponsoring, und das war bei uns zu Hause nicht zu machen. Mein Vater war mit Leib und Seele Autofahrer. PKWs mit weniger als 200 PS bezeichnete er als Fahrräder, aber Motorrad fahren war für ihn ein geradezu suizidaler Akt. Und ein hochmotorisiertes, gefährliches Motorrad war für ihn alles, was schneller war, als eine Velosolex. 

Zwischen Abi und Studienbeginn hatte ich ziemlich viel gearbeitet, und von dem Geld einen Motorradführerschein gemacht. In einer perfekten Welt wäre ich wohl direkt mit dem frischen Lappen zum Ducati-Händler gegangen und hätte mir eine 900er Monster mitgenommen. Aber okay, so gut wurden Aushilfskräfte in Druckereien leider nicht bezahlt. Mein Fahrlehrer wollte mir seine ausgemusterte Fahrschulkawa andrehen, aber ich dachte mir, wenn mein Moped schon nichts kann, muss es wenigstens cool sein. Ich sah mir eine 250er Touren-Awo an, aber traute der 40 Jahre alten DDR-Technik nicht so recht über den Weg. Und dann fiel mir wieder ein, dass ich mit 16 ja gerne eine Vespa gehabt hätte. Für ein paar hundert Mark konnte ich eine frühe PX ergattern. 

 

Da Vespa-Fahrer meistens hilfsbereit und kontaktfreudig sind, lernte ich rasch einige andere kennen. Die wilden Jahre waren Ende der 90er natürlich vorbei. Niemand legte Wert darauf, bereits besoffen anzukommen, wenn er auf einen Run fuhr. Und auch, was ein Drehmomentschlüssel war, bzw. dass es keine Glückssache war, ob ein Motor klemmte oder nicht, hatte sich bereits herumgesprochen. 

Allerdings war damals vieles lässiger. In Kategorien wie Wertsteigerung dachte niemand, und wer eine individuelle Lackierung wollte, hat seine Moppe einfach zerlegt und zum Lacker gebracht (oder es selbst versucht, festgestellt, dass es scheiße geworden ist, und ist dann zum Lacker gegangen). Die Auswahl an Teilen war natürlich wesentlich kleiner, bestellt wurde per Katalog oder in kleinen Shops vor Ort. Und die Kisten wurden viel und oft gefahren. 

Bearbeitet von kuchenfreund
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Bei uns auf`m Dorf waren das zwar keine Roller sondern die damals eher üblichen KS50, Ultra`s oder RS, evtl. auch mal ne K50 mit Schwingengabel. Aber Spaß hatten wir genauso, geschrottet wurde viel und das nicht nur, wenn man am Sonntag früh um 3.00 nach Hause fuhr (der Nebel, denn man sah, war nicht immer nur Luftfeuchtigkeit).  Tuningmaßnahmen wurden mit besserem Schießbudenwerkzeug gemacht, wer ne gescheite Ratschenkiste hatte war schon fast der King! Und daß die (große) 50er etwa 600DM Versicherung kostete (zu einer Zeit, als Kfz-Lehrlinge wie ich gerade mal 380DM im Monat verdienten) verdeutlicht in etwa die monetäre Situation (ein Asbach Cola kostete immerhin auch 3 Maak und der Eintritt am Beatabend gleich mal fünf oder sechs). Dennoch: wer`s nicht erlebt hat, der wirds nicht verstehen!

 

@Vespista X: geil geschrieben, danke dafür! :thumbsup:

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Als ich 16 war, gab`s bei uns in der Stadt und im Umland ziemlich viele PX Fahrer. Im typischen Cut, und oft mit Anlage im Gaypäckfach. 

Das hat mich ordentlich angefixt, und ich fand die Vespa`s einfach geil. Das Design, der Sound, der Geruch... Herrlich!

Also war sparen angesagt, bis es endlich soweit war.

Später kam dann noch die Leidenschaft für Italienisches im Allgemeinen dazu.

Jeder der in der Jugend italienisches Blech gefahren hat, legt das wahrscheinlich nicht mehr ab. Auch wenn`s manchmal nervt das Zeugs. :inlove:

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vor 8 Minuten hat Polinski folgendes von sich gegeben:

Erster Run in BS 1990. Davor Grundausbildung im Rollerrüpeln :inlove:

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Bis auf ein paar Details so ziemlich wie der TE @Vespista X das beschrieben hat.

Gute Zeit. Zum Glück noch nicht vorbei :sly:

 

Ich war zu jung zum Fahren damals...

Aber ich hab Euch und die Szene beneidet. :-)

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vor 55 Minuten hat *Wolfgang* folgendes von sich gegeben:

Bei uns auf`m Dorf waren das zwar keine Roller sondern die damals eher üblichen KS50, Ultra`s oder RS, evtl. auch mal ne K50 mit Schwingengabel. Aber Spaß hatten wir genauso, geschrottet wurde viel und das nicht nur, wenn man am Sonntag früh um 3.00 nach Hause fuhr (der Nebel, denn man sah, war nicht immer nur Luftfeuchtigkeit).  Tuningmaßnahmen wurden mit besserem Schießbudenwerkzeug gemacht, wer ne gescheite Ratschenkiste hatte war schon fast der King! Und daß die (große) 50er etwa 600DM Versicherung kostete (zu einer Zeit, als Kfz-Lehrlinge wie ich gerade mal 380DM im Monat verdienten) verdeutlicht in etwa die monetäre Situation (ein Asbach Cola kostete immerhin auch 3 Maak und der Eintritt am Beatabend gleich mal fünf oder sechs). Dennoch: wer`s nicht erlebt hat, der wirds nicht verstehen!

 

@Vespista X: geil geschrieben, danke dafür! :thumbsup:

 Gerne - ja die Kohle war bei uns auch eher knapp und das ganze Autowaschen und Rasenmähen half mit 16 erst mal zu ner Lambretta Innocenti J50 - mit der hast am Berg sogar gegen das Rennrad verloren und erst mit 18 mußte dann aber sofort die 12 PS PX her!!!

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Bis auf das mit den Enduros oder sagen wir japanischen 80er unterschreibe ich das sofort. Die waren einfach zu teuer . Die Px80 für Tausend Mark ging irgendwie  bis die Kumpels gesagt haben , TAUSEND MARK für eine alt PX viel zu teuer 😂

 

Wenn ich überlege was ich in diesen einen Roller von 16 bis ca mitte 20zig drin kaputt gefahren habe , hätte ich auch zwei Japaner leasen können 😂 wäre nicht teurer gewesen.

Aber es hat Bock gemacht , damals als die Typen mit den Aufnähern auf den Kutten und Bomberjacken noch echt harte und teils gefährliche Typen waren.

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Was habe ich auf meinen ersten Roller hingefiebert! Mitte/Ende der 80er sah ich sie, die Jungs auf ihren Rollern. Sie parkten vor dem Gymnasium, hockten in den Pausen lässig drauf und rauchten. Die Mädels waren nicht weit. 
An einem anderen Platz parkten MTX, MBX, DT und Co. . Die Crosser Fraktion hat mich nie angesprochen. Sahen damals irgendwie komisch aus und auch sonst hatte ich mit denen wenig zu tun. Vokuhila, also Nackenspoiler, Pullover in der Hose und den völlig falschen Musikgeschmack; Metall und so. Nee, ich wollte ne Vespa! 

Zufälligerweise lernte ich dann jemand kennen, der ne 80er fuhr, andere Schule. Und mit dem habe ich als Sozius die geilten Touren gemacht. Damals noch schön Popper mäßig mit Boxen im Handschuhfach und extra Verstärker. Die Batterie hielt von HH bis Norderstedt, danach fielen die Blinker aus und die Kassette eierte nur noch :-D ich habe dann mit meinem Kumpel um 1990 rum einen Run auf dem Priwall besucht, der mich damals so abgeschreckt hat, dass wir nachts wieder nach Hause gefahren sind. Nicht nüchtern natürlich. 

Ich hatte zwischenzeitlich den Autoführerschein gemacht. Etwas gesponsert von meinen Eltern. Für den 1er hätten sie nix dazugegeben. Nach 1 Jahr, 1991, hab ich mich dann einfach noch mal für den 1er angemeldet. Mit 300 Mark in der Tasche. Hab dann 4 Wochen in den Sommerferien weitestgehend durchgearbeitet und nebenbei  den 1er gemacht. Und doch dauerte es noch 2 Jahre, bis meine 200er vor der Tür stand. Und ja, ohne Ahnung nen 207er drauf geschraubt, beim ersten mal natürlich den Kolben falsch rum eingebaut:-D und dann zur Bundeswehr nach Eckernförde mit dem Roller. Natürlich A7, Gas auf Anschlag und rauf auf die Rendsburger Hochbrücke. Später Berufsschule jeden Tag mit dem Roller. Im Winter wie im Sommer. Wenn es glatt war, mit den Füßen am Boden. Mit und ohne Kupplungszug, der ständig riss. Ach war das schön. Man überlegte nicht, ob Roller, Bahn oder Auto, weil kein Auto da war. Immer Roller. 

Bearbeitet von Elbratte
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Ich hab das schonmal geschrieben, aber kurz, weil ich hier viel bekanntes lese, aber auch andere Erfahrung hab.

 

Angefangen mit Zündapp ZX25 in den 80ern. Tuning aber hallo. Am Dorfplatz sagten alle Ihre Karre läuft 95.

Gefühlt sicher, reell waren nur einige wenige so extrem schnell. Immer die gleichen urban legends. "Ich kenne einen der einen kennt dessen Moped steht im Polizeimuseum weil er mit <hier random Geschwindigkeit weit über 100 einsetzen> erwischt wurde".

 

ÖPNV war nicht, hattest Du kein Moped, kamst Du aus dem Kaff nicht raus.

Also hatte man eins.
 

Dann kamen die Cousins mit 16 auf die DT80LC2, und auch deren Kumpel fuhren meist MTB, RD, MTX.

Auch die frisierten was nur ging, legten höher, bauten um.

Im Ort war die Szene recht homogen und die Musik gar nicht falsch, EBM, DM, Techno in den Anfängen und Metall auch. Klar zogen die Zündapper über die Hercules Typen und die Crosser über die Straßenkisten her, aber man fuhr zusammen und hatte viel Spaß.

 

Dann war da zuerst der Typ aus der Straße am Ende, queer, Mod, PX  und ein 2CV, immer cooler Style. Der prägte schon etwas. Danach kamen die ersten Kumpel auch mit ner PX um die Ecke und ich zog mir ne V50 an Land. Plötzlich tauchten in der nächsten Stadt noch mehr PX, Rally, Sprint, V50 auf und es wurde immer mehr.

Teilweise sind wir mit bis zu 17 Rollern (z.B. zum Filthy und Sly Run nach Aachen, Burgrun, Opglabbeek) aufgebrochen, mit 14 kamen wir an, 2 wurden bei nem Bauern unterwegs geparkt wg. defekt, 2 Leute haben wir nachts verloren, die dann auf nem Friedhof campiert haben. Die Touren waren immer das beste. Hörte jemand von einer Party irgendwo, wurde sich da schnell mal selbst eingeladen und alle fuhren hin.

 

Geschraubt wurde irgendwie jeden Tag auf der Straße oder bei nem Kumpel in der Werkstatt und auf Touren gab es Bifi Roll, Chips und Hansa Pils aus Dosen.

 

Später wurde da aus dem Kern ne lustige Truppe draus, die viele Urlaube zusammen verbracht hat. Meist war Dosenbier mit dabei. Nein, eigentlich immer. Hansa Pils gab es irgendwann nicht mehr, Löwenbräu ging dann auch...

Pfingsten in Renesse, Sommer Malle, Ibiza, Winter auf den Boards in den Alpen.

Leider sind viele inzwischen über die Republik verteilt und man hat kaum Kontakt zu allen, aber so läuft es eben.

Einer kam auf seinem Roller um, wurde von ner verpeilten alten Linksabbiegerin abgeschossen. Viel zu früh, gerade junger Vater...

 

Nur noch wenige haben heute Roller, entweder behalten oder inzwischen wieder einen angeschafft, so wie bei mir und zwei drei anderen. Andere haben Young- oder Oldtimer mit 4 Rädern, manche wieder ne Zündapp ZD50, einer ne GTS, die er vermutlich genauso kaputt schraubt wie alles andere, dass er vorher hatte.

 

Und genau so wie damals hab ich gestern mit einem der alten Kumpel geschraubt. Auf der Straße am Ortsende (gut, das ist nur 100m vom Haus weg, aber da pennen die Kids, auf die man heute halt schon Rücksicht nimmt) um direkt testen zu können, Musik aus dem Handschufach, Ratschekasten, Blitzpistole, paar Düsen, paar Kerzen, Bifi Roll und dann aber doch Flaschenbier statt Dosen.

Bearbeitet von MyS11
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In der Schulzeit hatte ich ein ein prägendes Erlebnis: Ein Jahrgangskumpel, dessen Eltern ihm das Fahren einer "normalen" 50er (Kreidler, Zündapp, Hercules, ...) untersagt haben, ihm aber zu Mobilitätszwecken eine V50 zugestanden haben sah auf diesem seinem Hobel mit seinen 190 cm, breitem Leistungsschwimmerkreuz und seinen E-Bass transportierend dermaßen deplaziert aus, dass ich mir schwor, dass mir sowas nicht passieren wird. Hat auch geklappt. Ich bin weder Leistungsschwimmer noch kann ich Saiteninstrumente bestimmungsgemäß bespielen :-D.

 

Popper waren noch nicht erfunden und "wir" trugen lieber Lederjacke und lange Haare mit Mittelscheitel (was genauso doof aussah). Es wirkten halt noch so filmische TV-Perlen wie "Rocker" und "Feuerreiter" nach. Jedenfalls war das Thema Vespa nie ein Thema und ich fuhr bis Mitte / Ende der 80er ausschließlich japanische Zweiräder mit ordentlichen Reifengrößen zwischen 16 und 21 Zoll. Roller waren nur was für Popper und Kleingärtner. Dann schaute ich mich nach einem Fahrzeug für die Fahrt ins Büro um, da das Ankicken meiner SRX6 mit Halbschuhen nur so semi-gut funktionierte. Hab dann eine gebrauchte V50 mit Rundlenker probegefahren, bei der auf der Probefahrt ein Schaltzug riß. Der Verkäufer wollte das schnell beheben - mich hat die Enge im Lenkkopf spontan abgeschreckt und ich habe nicht gekauft.

 

Dann "was gutes deutsches" gekauft: Zündapp R50 - ein Fiasko! Lief trotz des hohen Einstandspreises von 65 DM nie vernünftig, der folgende RS50 ebensowenig, da die Fußschaltung mit permanent brechender Feder und der gefühlt zwölffachen ausgelutschten Kugelkopfumlenkung eine Katastrophe war.

 

'89 kam dann die erste Vespa (leider verkauft; steht noch hier im Ort und ich hätte sie gerne zurück ...)
'89 die zweite - die hab ich noch.
'90 die dritte - läuft heute noch bei @dirk_vcc in CE / HL.
... (ich mache jetzt nicht für jede der noch gefolgten Vespas einen Punkt - ist wie mit Rauchen, Essen, Saufen, Poppen, Fensterscheiben einwerfen - verdammt schwer, sich das abzugewöhnen oder in geordnete Bahnen zu lenken. Mit den Dingern bin ich noch immer inner Liebe drin.)

 

Und Motorrad fahre ich eigentlich so gut wie gar nicht mehr ...

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Mit Vespa habe ich relativ spät angefangen...

Angefangen hat meine Schrauberleidenschaft mit 14 mit einer Quickly vom Sperrmüll, danach kam das obligatorische Mofa (Herceules Prima G3), da ich auf´m Land wohne und der Moped Führerschein zu teuer war. Mit 18 dann Autoführerschein und das Zweirad wanderte in die Ecke und das Schrauben verlagerte sich Richtung (Alt-) Opel.

Nach Familiengründung jedoch erst 2009 meine erste Vespa geholt. In meiner Jugend waren sie einfach zu teuer, nun war das Geld dafür da. Im  Laufe der Zeit wurden es immer mehr: 200er PX alt, PX 80 alt, 2x HP4 und eine VBB. Leider 2015 der Knall... Scheidung und alles was Räder hatte war weg, bis auf meine Quickly.

Jedoch bin ich 2018 quasi in der Nachbarschaft über eine Italienische XL 50 HP gestolpert, die heute noch bei mir ist und das Vespafieber wieder entfacht hat. 

 

Interessant das sich die (Vespa) Wege von vielen bis heute ähneln 😁

 

 

Bearbeitet von Joe33
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