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Mythos Route 66 – Auch in D !


Kaozeka

Empfohlene Beiträge

Erklärung

Dies ist ein (hoffentlich) wachsendes Topic. Ich werde mal die ersten 4 Posts belegen:

 

Post 1: Dieser hier. Erklärt das warum und wie

Post 2. Der Mythos

Post 3: Hier wird meine Tour beschreiben. Mehr wie ein Tagebuch gehalten.

Post 4: Infos zur eigentlichen Route. Hier kommt die Strecke.

 

Schön wäre, ab Post 5, Eure Hilfe:

Schickt Fotos von der Strecke, gerne mit Schildern drauf (wo sie noch stehen) und Ortsangabe (GPS?), noch gerner mit Rollern drauf.

Schickt Infos zu „Musts“. Nicht die klassischen Touristenziele, die werde ich zwar teilweise nennen, aber das sollte jeder für sich entscheiden, ob er sich dafür vom Weg abbringen lässt. 

Lieber mal ´n Hinweis auf einen wirklich gemütlichen Biergarten, ein kuscheliges Waldstück auf der Strecke, für ne kurze Pause, eine Pizzeria, bei der man unbedingt gewesen sein muß, oder auch ein Hinweis auf einen kleinen Abstecher, weil es ein absolutes, für Nichteingeborene allerdings unbekanntes Highlight an Straßenführung oder Landschaft ist, das man unbedingt mal gerollert haben muß! Infos halt, die nur „Eingeborene“ haben.

Oder Euer Roller (mit Euch?) vor einem Wahrzeichen auf der Strecke, wo man gewesen sein „muß“, weil man sonst gar nicht dagewesen ist :-D

Ihr wisst schon, was ich meine.

 

Und Beweisfotos machen !

·     Holstentor

·     Königsee (gestrichen wegen s. u.)

·     Ramsau

 

Ich werde mir erlauben, Teile Eurer Informationen und Fotos dann in Post 3 und 4 einzuarbeiten, so dass eine immer komplettere und reizvollere Beschreibung der Strecke entsteht und sich nicht jeder sämtliche Infos mühselig zusammenstückeln muss.    

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Mythos Route 66 – Auch in D !!!

 

Jeder kennt sie. Viele möchten sie mal fahren. Am besten mit der Harley. Die Route 66, quer durch die USA. Eine der berühmtesten Straßen der Welt!

Zum Mythos gehört natürlich zwingend, dass es sie eigentlich so gar nicht mehr gibt. Die Strecke ist teilweise nicht mal mehr komplett bekannt. Teilstrecken wurden verlegt. Oder zu langweiligen Highways ausgebaut und umbenannt.

Aber der Reiz bleibt. Und überall, wo es fundierte Hinweise gibt, stehen noch Schilder. Am Anfang und am Ende. Bars und Restaurants an der Strecke schmücken sich mit Hinweisen und Schildern der Legende. ... ...

 

 

 

Genau diesen Mythos gibt es auch in Deutschland !

 

Die „Deutsche Ferienstraße Alpen – Ostsee“

 

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1963 wurde sie „installiert“ und ausgeschildert. Es gab sogar einen Verein dafür, der sich gekümmert hat. Marketing und so. Und dann ist sie irgendwann wieder verschwunden! Kein Interesse mehr. Vielleicht weil die Meisten lieber mit viel PS geradeaus auf der Autobahn von Hannover nach Frankfurt fahren, als stundenlang mit dem Käfer durch Wälder und Wiesen zu gondeln, ohne irgendwo anzukommen.

An einigen Stellen stehen noch vergessene Schilder. Es gibt kaum verlässliche Informationen. Der Reiseführer ist vergriffen und auch antiquarisch nur selten zu bekommen, eine komplette Karte ist nur mit groben Zielen im Netz verfügbar (Lila).

 

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Schon die Eckdaten faszinieren mich:

  • 1738Km
    • Nicht so, wie der Adler fliegt (780 Km)! ZickZack. Nicht um von A nach B zu kommen, sondern um E, H und Q zu sehen. Bis Z.
  • Einmal ganz durch Deutschland – von Nord nach Süd – Puttgarden bis Berchtesgaden (oder umgekehrt).
  • 5 Bundesländer

 

Und die Regionen lassen mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Da wollte ich immer schon mal hin und rollern:

 

  • Ostsee
  • Norddeutsche Tiefebene
  • Lüneburger Heide
  • Harz
  • Eichsfeld
  • Weserbergland
  • Knüllwald
  • Vogelsberg
  • Wetterau
  • Lahntal
  •  Spessart
  • Odenwald
  • Neckartal
  • Hohenloher Ebene
  • Altmühltal
  • Inntal
  • Hallertau
  • Chiemgau
  • Berchtesgadener Land

 

Aber wer fährt schon gerne einen Tag lang Autobahn zum Knüllwald (und später wieder einen Tag lang Autobahn zurück), um ein paar schöne Stunden zu rollern. 

Warum also nicht alles in einer Tour? !

 

Und laut Karte gibt es Orte auf der Strecke, da habe ich noch nie was von gehört, oder von den Regionen. Aber allein die Karte zeigt schon, wie geil es dort sein muß! 

 

Seit einigen Jahren wollte ich diese Tour machen. Natürlich mit der Vespa. Hab mich immer mal wieder intensiv drum gekümmert. Und bin immer wieder hängen geblieben, bei der Planung gescheitert. Einfach nicht genug Informationen.

Und jetzt habe ich einen alten Atlas gefunden. Von 1994. Die Informationen zum Drumherum (Sehenswürdigkeiten usw.) sind steinalt. Macht gar nichts! Ich will ja die Strecke. Was sehenswert ist entscheide ich dann schon selber. Und die Strecke kenne ich jetzt! Und jetzt soll es endlich losgehen! 

 

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Ups !

 

 

28.07.2019 Ergänzung nach eigener Erfahrung:

Ab ungefähr Mitte Deutschland, konnte ich keine Beschilderung mehr finden. Während ich auf der DFAO unterwegs war, war ich auf hunderten (gefühlt) „Deutschen Straßen“ unterwegs. Ich erinnere Deutsche Mühlenstraße, Deutsche Burgenstraße, Deutsche Straße der Fachwerkhäuser und und und ...

Ich glaube, kurze Teilstrecken lassen sich einfach besser vermarkten. Die Zielgruppe läßt sich besser definieren und die Anzeigenkunden für die Reiseführer (Hotels, Restaurants) überzeugender ansprechen.

Was kann man schon über eine Straße berichten, die „nur“ von Nord nach Süd führt? :whistling:

 

 

 

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Die Fahrt

 

Hier die eher emotionalen Eindrücke. Die Strecke beschreibe ich in Post 4, je nach aktuellem Kenntnisstand.

 

18.05.2019 Tag 1

 

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12:00 Uhr. Mole Fehmarn. Endlich geht´s los!

Noch nicht so richtig, sondern „Anrollern Ferienstraße“ sozusagen.

Da ich hier im Norden ansässig bin (zwischen Hamburg und Lübeck), und auf der eigentlichen Tour nicht 200 Km ZickZack fahren möchte, fahre ich die nördlichste Etappe separat. Dementsprechend kleines Gepäck.

Karte

Werkzeug

Regenhose

Stulle

„La Nonna“, meine kleine Nuova von 1967 müsste klar sein.

Am Liebsten würde ich mit ihr die gesamte Tour fahren, bin mir aber noch nicht im Klaren, ob ich für die lange, restliche Strecke, wegen des Gepäcks nicht lieber „Blue Mess“ nehme, meinen Reiseroller, eine Sprint Veloce von 1977.

 

Obwohl die Anreise eigentlich nebensächlich ist, wollte ich nicht stumpf auf der Autobahn hinfahren. Also heute früh, gegen 08:00 Uhr los. Schön gemütlich durch die Holsteinische Schweiz. Es ist neblig, kalt, einsam. Und wunderschön.

Zum Glück war ich nicht zu eitel und habe „Lang“ untergezogen.

 

Hier an der Mole in Puttgarden ist „Hauen und Stechen“ angesagt.

Hier kauft der Schwede seine Lebensmittel.

Vor wenigen Jahren hat man hier ein großes Fährschiff festgemacht und außer Dienst gestellt. Der bordeigene, übliche Dutyfree-Shop,  wurde „vergrößert“. Alle 4 Decks des Schiffes sind jetzt Dutyfree-Shop, größter in Europa! Unglaubliche (!) Mengen an Bier, Wein, Schnaps, ein paar Erdnüsse. Mit Gabelstaplern wird den jeweiligen Kunden (Privatpersonen) die gekaufte Ware auf Palletten zum Bus gebracht. In dutzenden von Bussen werden die Gepäckräume randlos vollgepackt und weil das ja nie und nimmer reichen kann, haben die meisten Busse einen Anhänger von der Größe eines handelsüblichen 7,5 Tonners.

 

Ich überlege kurz, ob ich mir schnell ´n Liter Tanqueray No.10 kaufe, entscheide mich aber dagegen, will mir die gute Laune nicht verderben.

Abfahrt!

 

Die Strecke geht nett los, Durchfahrt durch Burg dann ätzend, wie immer. Gesteckt voll mit Touristen, Wochenende, Naherholung Hamburg, Boutiquen, Nepp, Pizza. Und Eis brauch ich jetzt noch nicht.

Die Fehmarnsund-Brücke liegt jetzt in gleißender Sonne, bei der Anreise, vor einer Stunde, konnte ich die oberen Ausläufer der Bögen wegen des Nebels nicht sehen. Geht doch!

 

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Es gibt noch Hinweise

 

Nach dem unvermeidbaren Stück Autobahn wird´s richtig schön. Weißenhaus, Lütjenburg, Malente, Eutin. Holsteinische Schweiz eben. Wunderschöne Waldpassagen, entlang an unzähligen Seen, alles dabei, von verwunschene Märchenwelt bis zweckdienlicher Schnellverbinder zwischen zwei Orten. Zwischendurch mal schnell fahren, ist ja auch nett. Ich muss nur immer wieder aufpassen, wenn die DFAO von den Hauptverbindungen abweicht. Die Hinweise sind schlecht, man will den Verkehr ja raushalten hier.

 

Irgendwann juckt mein Nierengurt. Unmerklich erst, dann lästig, unerträglich, schmerzhaft.

Ich muss anhalten, irgendetwas scheuert mich wund, ´ne naht, oder so. Ausziehen, nachsehen, nix zu sehen, alles gut. Geht wieder.

 

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Kurz vor Plön schießt ein Polizeiptransporter aus einer Nebenstraße und stellt sich quer vor den vor mir fahrenden Wagen. 3 Polizisten mit Maschinengewehren, schusssicheren Westen und Helmen springen raus.

Klar wird, dass sie nicht wegen meines Auspuffs gekommen sind, sondern die Straße freihalten, für den dann ranbrausenden Konvoi von gleichartigen Fahrzeugen mit gleichgestalteten Besatzungen.

Klar wird auch, dass diese Strecke auf nicht absehbare Zeit unpassierbar bleibt.

Alles andere bleibt unklar. Ist mir egal, ich fahre ein Stück zurück und such mir einen Umweg durch die Wälder.

 

Irgendwann juckt meine Unterhose, gleiche Reihenfolge wie vorher. Bei schmerzhaft halte ich an. Geht absolut gar nicht. Kann mich aber hier nicht öffentlich komplett entblößen. Gedanken an Biene oder Ameise (soll ja so ein Sekret ausscheiden können) kommen auf, vielleicht in Nacken gefallen. Großes Rumgeschüttel am Straßenrand. Endlich Ruhe. 

 

Ab Scharbeutz dann Ostsee! Timmendorfer Strand. Travemünde.

Ja, wunderschön.

Wenn man baden will ...

Oder Fisch essen...

Will ich nicht!

Und „sehen und gesehen werden“ brauch ich auch nicht.

Und Rollerfahren geht woanders schöner!

 

Aber in Niendorf/O. macht Giuseppe das beste Eis der Welt. Ganz nah am Wasser.

Pause. Eisbecher mit Cranberrys und 2 Espressi.

Giuseppe freut sich wie immer und erzählt neueste Dönekes.

 

Lübeck muß ich mir nicht ansehen, bin ja regelmäßig hier.

Ein Abstecher muss aber sein:

 

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Pflichtfoto Hostentor. Wer das nicht hat, ist nicht im Norden gerollert.

 

Die DFAO verläuft dann zum Glück erstmal auf der Ratzeburger Allee, Groß Grönau, Groß Sarau, wird erst hinter Pogeez zur Rennstrecke neue B207.

 

Es kratzt am rechten Oberschenkel! „Die Sau krieg ich!“

Über einen großen Bereich des Oberschenkels, planvolles Quetschen, zerstoßen, hämmern, zerreiben während der Fahrt. Puh. Gewonnen !!!

 

 

Ich fahre noch bis zur Abfahrt Ratzeburg. Und steige aus.

Und genau hier werde ich wieder einsteigen! Bald. Und nach Berchtesgaden fahren!

Bleiben ja nur noch ca. 1573 Km.

 

Bleiben heute noch ca. 45 Km nach Hause.

Bleibt noch Zeit vorher, für´n Eis am Ratzeburger See.

 

Rückreise unspektakulär.

 

Abfahrt 12:10 Uhr (08:00 Uhr)

165 Km DFAO

157 Km Anreise

20 Km 2 x verfahren und Umweg wegen SEK

44 Km Abreise

2 x tanken. 7,1 Liter

Regionales Essen: Stulle

Highlight: Gute Jahreszeit gewählt. Der Raps blüht und somit sieht es hier tatsächlich so aus, wie auf den allgegenwärtigen Postkarten.

Eis des Tages: Crystallberry-Becher bei Giuseppe

Gewinner des Tages: Siehe unten

Defekte: Keine Defekte

 

Epilog Tag 1:

Auf der Treppe, hoch zu meiner Wohnung, schmerzt es wieder am Oberschenkel. Alarmmäßige Komplettentblößung.

Nichts zu erkennen!

 

Auf dem Parkett liegt rücklings ein schwarzer Rapskäfer und strampelt munter.

Hab den widerstandsfähigen Weitgereisten in die Freiheit entlassen. 

 

 

 

19.05.2019

Die vorläufige Grobplanung:

Bald werde ich in Ratzeburg wieder einsteigen und die restliche Strecke fahren.

Auf jeden Fall, bevor die Hauptferienzeit beginnt.

Wenig Gepäck, wenig Ersatzteile, ich fahre ja schließlich nicht durch den Djungel, also mal nicht übertreiben.

10 Tage sollten reichen, mal schauen, was mich alles so vom Ziel abbringen wird.

Ich werde nichts vorreservieren. Keine Ahnung was mich erwartet, wo ich anhalten will, oder ganz schnell weiter. Also wird spontan da gepennt, wo es schön kuschelig ist. Deshalb fahre ich ja außerhalb der Ferienzeit.

 

Und dann, in Berchtesgaden???

 Auch keine Ahnung.

Die gleiche Strecke zurück? 

„Auto im Zug“ zurück nach HH?

Verladen in kleinen Leihtransporter und wieder hoch? 

Oder einfach stumpf 2 Tage lang auf die Autobahn bis Lübeck? 

Wer weiß? 

Egal!

 

... oder einfach weiter nach Lucca?  ... :-D

 

 

03.06.2019

Die Großwetterlage hat sich nicht wirklich verbessert. Im Gegenzug kommen mir aber immer mehr blöde Termine in die Quere, ein Starttermin wäre nämlich heute gewesen, aber das ist ja nun Geschichte.

Neue Idee lautet 10.06.2019 ! Passt mir nicht wirklich wegen Pfingsten und Trubel & Co., aber da kann ich jetzt keine Rücksicht mehr nehmen, denn wenn ich in einer Woche nicht loskomme, wird es hintenrum zu eng und dann müsste ich längerfristig verschieben.

 

Heute mal frisches Gummi hinten und Ölwechsel.

 

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Ich hab´ mir einen Angeberaufkleber gebaut.

Der kommt aber erst auf die Backe, wenn La Nonna und ich am Königssee angekommen sind.

 

 

08.06.2019Tag 2

 

Heute war kaum Zeit für Fotos, nicht mal für Eis, und schon gar nicht für Kultur. 

Ich wollte einfach nur fahren!

 

Graue Wolken, aber den ganzen Tag kein Niederschlag. Und gute Temperatur bei 20 Grad. Der Wind war nicht böig. Der Sturm war es. Jetzt weiß ich auch, warum der Roller zwei Griffe am Lenker hat. Zum Festhalten.

 

Meinhardt hat mich noch gebracht. Erst eine schöne Anreise nach Ratzeburg, dann bis Lauenburg auf'n Mittagssnack an der Elbe und beste Wünsche. Gute Gesellschaft !

 

Vor der Lüneburger Heide hatte ich etwas Angst. Ich kenne sie vom Durchfahren und erinnere sie als vollgestopfte Verkehrsadern mit Verkaufsständen vor jedem Haus, einem Touristenlokal nach dem anderen und Honig und Heidschnuckenhörnern und gestickten Tischdeckchen. 

Aber die DFAO läuft völlig anders. Jedesmal wenn ein Schild drohend in Richtung Autobahn oder größerem Ort hinweist, biegt sie einfach ab. Es bleiben schöne, kurvenreiche Straßen, traumhafte Alleen, kleine Dörfer ohne Menschen, tolle Walddurchfahrten. 

Traumhaft.

Die Heide war übrigens ein riesiges Waldgebiet, bevor es über Jahrhunderte abgeholzt wurde, damit man in Lüneburg‘ in riesigen Pfannen, Salz kochen konnte. 

Heute wird jeder frische Baumkeimling entfernt, damit die „natürliche“ Heide nicht von Bäumen verdrängt wird.

 

Immer mal wieder gibt es auch schnelle Teilstücke. Aber ich habe mir für diese Tour verordnet, dass die Tachonadel nicht den Sichtbereich verlassen darf, heißt, angezeigte ca. 110 Km/h, nach Abzug der Veglia-Toleranz reale 100 Km/h.

 

In Wolfsburg sieht alles anders aus als auf meiner DFAO-Karte von 1994 und ich finde mein Sträßchen nicht wieder und die kleinen Orte sind nicht ausgeschildert. Als ich sie endlich habe, ist nach 3 Km Vollsperrung. 2. Tag, 2. Vollsperrung. Die Eingeborenen können mir auch nicht sagen, wie man das umgeht und nach Almke kommt. Die Unfallstelle ist nicht einzusehen. Aufräumfahrzeuge mit Riesenbürsten und Ölsaugern fahren durch. Einige Fahrradfahrer wollen sondieren, ob der Fahradweg passierbar ist und fahren los. 

Und eine Nuova sieht ja eigentlich aus wie eine V50...

Kleines Nummernschild... Fahrradweg...

Schleichfahrt im Fahrradpulk im Blaulichtgewitter.

Waren alle sehr beschäftigt. 

 

Im Celler Land bleibt es gleich schön, aber man bekommt eine Ahnung von Hügeln, die Sicht wird weiter, erhabener. Und das dann zum Spätnachmittag, in die tief stehende Sonne hinein!

 

Die Aller habe ich gefühlte 25 mal überquert. Und Orte von denen ich wusste, dass ich sie später durchfahren würde, waren nur 20 Km entfernt, aber in der falschen Richtung. Und nach 40 Km waren sie wieder 20 Km entfernt und nach einer halben Stunde wieder. 

Zielgerichtet fahren geht anders :)

Bin heute 383 Km gefahren und „schon“ in Wolfenbüttel. 

Geiler Tag !

 

Freu mich auf den Harz morgen. 

 

 

 

Abfahrt 08:30

Ankunft 20:30

333 Km DFAO

50 Km Anreise

3 x tanken. 11,6 Liter

Highlight: Erschöpftes Eisvogeljunges von Straße geholt. Konnte nach kurzer Erholungspause weiterfliegen

Eis des Tages: Entfällt

Gewinner des Tages: Eisvogel

Plan für morgen: Kein Wind

Defekte: Keine Defekte

 

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09.06.2019Tag 3.  Besser geht nicht!

 

Boah, ist der Harz geil. Ich bin noch völlig euphorisiert. 

 

Heute späte Abfahrt, weil Sonntags das Frühstück erst ab 08:30 angeboten wird. 

Kaiserwetter. Blauer Himmel, Sonne, kein Wind. 

Beim Beladen tippt mir Thomas auf die Schulter, Rentner aus der Gegend von Magdeburg. Will wissen, ob ich den Harz bereise. Den Königssee kennt er nicht. Aber Berchtesgaden. 

Aufgrund meiner Ölflaschen konnte er mich als Kollegen identifizieren und zeigt mir stolz Fotos seiner Oldtimer, zwei MZ, eine Zündapp von '58 und den „Nachfolger der Schwalbe“, hatte ich noch nie gesehen und den Namen wieder vergessen.

 

Abfahrt. 

Obwohl schon spät, bin ich völlig alleine. Leere Dörfer und Straßen. Nur Kurven. Kühle Kiefernwälder, sonnige Wiesen, der Mohn blüht. Und hügelig, 8% Gefälle, Steinschlagwarnungen. 

Hoch zur Okertalsperre. Unbeschreiblich. Fahrt auf Flusshöhe durch‘s Tal, im Schatten der Berge direkt neben der Fahrbahn. Wenige Meter rechts sprudelt die Oker, durch Bäume sichtbar. Dann höher und höher, Kurve, Kurve, Kurve. 

Auf dieser Teilstrecke sind allerdings sehr viele Motorräder unterwegs, die wissen, warum. 

Und es gibt zig Radarfallen und mehrere Verkehrskontrollen. Die wissen auch warum!

Als er mich kommen sieht, schenkt mir der Polizist ein wohlwollen des Lächeln und winkt mich durch. Die Harleys stehen am Straßenrand.

Wenig später bin ich wieder völlig alleine. Kein Verkehr! Ich spreche wohlgemerkt von wunderbaren Straßenbelägen, keine Schlaglöcher oder Winterschäden, purer Luxus. Und in feinster Gegend. Bei bestem Wetter. Zu Pfingsten. Und ich bin alleine!

Aber wenn man von A nach B möchte, ist das einfach zu umständlich und es gibt schnellere Alternativen. Wenn mehrere Strecken zur Verfügung stehen, wählt die DFAO immer die Schönere. Nur geil. 

 

Eigentlich bleibt der ganze Tag so. In einigen Zentren sind Stadtdurchfahrten unumgänglich. Und einmal ein Stückchen Autobahn, zwei Abfahrten lang.

In Hannoversch Münden nehme ich die falsch Brücke und lande rechts der Fulda. Fuldatal, auch schön. Fehler bemerkt, umdrehen.

Am Ausgangspunkt nochmal die falsch Brücke, diesmal links der Fulda geht’s in die bewaldeten Berge. Echte Spitzkehren. La Nonna hat 'n kurzen 4ten. Bei uns macht das Spaß, hier ist das wichtig!

Fehler bemerkt, umdrehen. 

Endlich Werra.

 

BlaBlaBla. Könnte endlos weiterschwärmen.

 

La Nonna schnurrt wie ne Katze. 

 

Und dann, ab 18:00 Uhr noch der Knüllwald. Einfach...

Ich sag nichts mehr.

 

Hotel in Schwalmstadt. 

 

Fun Fact:

Gestern hat irgendwann mein Handy geklingelt, mit einer mir unbekannten Melodie. Geprüft, wer mich angerufen hat, oder Nachricht, oder, oder...

Das periodische Klingeln hat mich dann mehrere Stunden begleitet und immer wieder Überprüfungen ausgelöst. Hat mich wahnsinnig gemacht. Keine Lösung. 

Heute ging das wieder los. Nach einiger Zeit die Eingebung. 

! Ich hatte vor meiner Abfahrt einen kleinen Tracker unter dem Sattel versteckt. Damit kann man sein Fz mit dem Handy orten, wenn es mal wegkommt. Man weiß ja nie. 

Dieser Tracker hat eine Zusatzfunktion. Wenn man sein Handy verlegt, kann man auf den Tracker drücken, dann läutet das Handy, damit man es finden kann. 

Und ich sitze den ganzen Tag auf diesem Tracker. Wie blöd kann man eigentlich sein?

Ich hab ihn jetzt hinter der Hupe installiert. 

 

Praxistipp:

Irgendwann, zwischen Dingsbums und Weißnichtwo, sehe ich neben der Stecke eine kleine Lichtung, ein winziges Gebirgsbächlein plätschert hinab und verschwindet unter einer kleinen, sonnenbeschienenen Steinmauer, die zum Sitzen einlädt.

Anhalten. Pause. 

Ruhe. Idylle. 

Und genau in dieser märchenhaften Situation, ist das Zippo leer!

 

Merke: Zippo kann auch 1:50 !

 

 

Abfahrt 09:30

Ankunft 19:30

317 Km DFAO, 40 Km Umweg

4 x tanken. 15,9 Liter

Regionales Essen: Kaasspätzle

Highlight: Harz

Eis des Tages: Wieder nix

Gewinner des Tages: 1:50

Defekte: Keine Defekte

 

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Suchbild

 

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10.06.2019Tag 4.  Wahn

 

07:00

Bin total zerschossen. Kopfschmerzen, Rücken, Nacken...

Jung geht anders.

Keine Lust auf Frühstück, keine Lust zu packen. Für heute sind Gewitter angesagt. Im Atlas bin ich erst auf Seite 76. Von insgesamt 143...

Blues. 

 

09:30

La Nonna ist beim ersten Kick hellwach und holt mich umgehend zurück in die freudige Stimmung der letzten Tage. Den Rest machen die Landschaft und die Strecke. 

Plötzlich 19. Mir gehört die Welt. 

Und warum hat der blöde Atlas eigentlich nur 143 Seiten?

 

Die Strecke bleibt den ganzen Tag atemberaubend. Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Walddurchfahrten, die Kurven, die leuchtenden Wiesen am besten gefallen. Wahrscheinlich ist es der ständige Wechsel aller Komponenten. 

Gefälle von 14% sind ganz schön steil und bei 550 M. ü. NN denkt der Friese gern schon mal über Sauerstoffflaschen nach.

 

Irgendwann kreuze ich eine Autobahn und habe zum ersten Mal wieder eine geografische Standortvorstellung: „Ach, diese Ausfahrt, mit den beiden hohen Säulen von McDonalds und KFC und dem hässlichen Hotel. Grobe Ecke Kassel also.“

Nur zwei Minuten später bin ich schon wieder völlig alleine und glückselig im Ichweißgradgarnichtwoichbin.

 

14:00 

Pause

Regionales Essen Vegidöner/ Pommes RotWeiß. 

Die Markise macht Geräusche. Regen. 

Ich entscheide mich gegen die Regenhose, hab ja schließlich ‘n Beinschild. 

Abfahrt. 

20 Minuten später (ich fluche seit 18 Minuten über meine Regenhosenentscheidung), hört es wieder auf und die Sonne kommt raus. Ich werde die Jeans trockenfahren.

 

Vogelsberg

Spessart

 

16:00

Tanken. Regen. Gleiche Entscheidung. 

Weiter. 

 

Odenwald

 

Zwischen Höchst und Michelstadt wird’s brutal, hauen und stechen. Auf der B45 zeigt der Odenwälder gerne detailliert, was sein Auto und er alles können..., aber lieber lassen sollten. Da Angst ja bekanntlich beflügelt, komme ich sehr zügig vorwärts. Kann die Landschaft nicht beschreiben, nur Augen für Rückspiegel. 

 

Starkregen in Michelstadt. Ich rette mich auf eine Tankstelle. 

Die Frisur hält. 

 

Nach zwei Espressi hört der Regen auf. Eine Etappe geht noch. 

Abfahrt. 

 

Hinter Michelstadt wird die Strecke wieder schön. Und der Odenwälder hat hier sein Interesse verloren.

 

Weil‘s so schön war, suche ich doch noch kein Hotel in Erbach. Der Neckar bis Mosbach müsste noch gehen. 

Boah (sprich Boah)

Geil am Wasser entlang. Nicht platt wie die Elbe. Eingerahmt von bewaldeten Hügeln (ist ja 'n Tal), hier und da liebevoll drapiert mit hübschen Burgen.

Und die Strecke ist schnell, kaum Verkehr, kein Odenwälder. Es fällt mir schwer, die auferlegte Tachonadelrestriktion einzuhalten.

Mosbach kommt viel zu schnell. Einer geht noch. Weiter.

 

In einem Dorf steht eine Radarsäule. Ich hab sie genau gesehen. Sie mich auch. 

 

18:45

Tanken in Gundelsheim. 

Regen. Keine Regenhose, aber erstmals Visier. 

Zu früh für Hotel. Macht zu viel Spaß. 

Weiter. 

Runter zur Jagst. 

Ich nehme das Boah von vorhin zurück. Hier ist Boah. 

 

Vollsperrung im Jagsttal. Feuerwehreinsatz im Regen. Fahrzeugbergung, Rettungswagen, Ölbekämpfung. 

Ein Fahrzeug, keine Fremdbeteiligung. 

War bestimmt 'n Odenwälder.

 

In Jagsthausen gibt es nur das Hotel in der Götzenburg des viel zitierten Götz von Berlichingen, Berlichingen ist ein Ort weiter. 

Sieht mir zu teuer aus.

Weiter.

 

20:45

Hotel in Sindrigen.

 

 

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Typischer Streckenverlauf. 

Wie kommt man am Besten nach Frammersbach ?

 

Abfahrt 09:30

Ankunft 20:45

386 Km

4 x tanken. 15,35 Liter

Regionales Essen: Naja

Eis des Tages: Walnußeis mit warmem Pflaumenragout

Verlierer des Tages: Regenhose

Defekte: Keine Defekte

 

 

 

11.06.2019Tag 5. Planänderungen

 

Achtung, dieser Post enthält Werbeeinblendungen!

 

Der Plan für heute war:

A) Weit fahren, damit ich morgen frühzeitig in Neufarn eintreffe. Dort lebt ein alter Spezi von mir und nach so langer Zeit brauchen wir viel Zeit für nicht nur ein Bier. Neufarn halte ich auch für eine gute Basis, um übermorgen ganz kuschelig die letzte Etappe anzugehen.

B) Arne wollte mich durch die Hohenloer Ebene begleiten und Willy mir das Altmühltal zeigen. Hatte mich sehr gefreut, hat beides aus unterschiedlichen Gründen nicht funktioniert. 

 

Gestern Abend tauchten Hinweisschilder „Künzelsau“ auf, immer meine Richtung und dementsprechend natürlich immer näher. Ich kann nicht 1100 Km (Stand gestern) durch Deutschland gondelnd und dann 15 Km an Michael vorbei fahren ohne ihn geherzt zu haben. Michael und seine Frau Ariane gehören zu den feinsten Menschen, die ich kenne. Zufällig ist Michael auch der beste Vespa-Restaurator Deutschlands. Punkt. 

Michael kann nur schön und gut und Perfekt. Leider ist er aus gesundheitlichen Gründen zur Zeit nicht aktiv.

https://www.scootervacanza.com/

 

Umweg nach Künzelsau. Michael wusste nicht, dass ich unterwegs bin. Hat sich gefreut. Wir haben uns verquatscht. 

Er hatte auch 'n Fläschchen SAE30 für mich. La Nonna markiert seit 2 Tagen. Will mich mal kümmern. 

 

Zurück auf die Strecke.

Die DFAO bleibt wunderschön.

Die Kirchen haben mittlerweile Zwiebeltürme und die Verständigung beim tanken wird anspruchsvoll.

 

Was weg ist, bemerkt man ja nicht ...

Ich hatte (Pfingsten) den Schwerlastverkehr vergessen. Immer wenn es bei größeren Städten doch mal eine Umgehungsstraße ist, ist es nicht wirklich lustig. Aber meistens bin ich zum Glück alleine im Nichts. 

 

Dinkelsbühl kann man scheinbar nur mit dem Hubschrauber erreichen. Ich gondel eine Stunde lang hin und her. Wegen Baustellen gibt es in Ellwangen drei Umleitungen. Zwei davon führen ganz weit weg... und dann wieder zurück. Die letzte Alternative führt über die A7..., direkt in einen Stau. Nach Stop and Go dann 15 Km Bolzerei. Rollerfahrer geht schönen. 

 

Aber dann wird doch alles schön. Das Wetter ist gut und wird immer besser. La Nonna läuft nach wie vor stabil, macht einen zuverlässigen Eindruck und viel Spaß.

 

Jagsttal

Oettinger Forst 

 

Und dann das Altmühltal. Grandios!

Hatte mich drauf gefreut, aber sowas ...!

Zunächst eng, durch Wälder, hohe Felswände direkt neben der Fahrbahn, 17% Gefälle, enge Kehren, schalten, schalten, schalten. 

Später offener, nur noch wenige Wolken, Sonne, sehr angenehme Temperatur, leuchtende Wiesen, Mohn, Kornblumen, langgezogene Kurven bei Beachtung der Tachonadelsichtbarkeit, aber nicht hektisch, gleiten, außerhalb der Städte nur ich, keiner vor mir, keiner hinter mir, kilometerweit kein Gegenverkehr, alles eingerahmt von bewaldeten Hügeln, Burgen, Schösser, La Nonna geht geil.

Ich glaube, genau dafür bin ich gekommen. 

 

Abfahrt 08:30

Ankunft 20:30

356 Km DFAO

3 x tanken. 12,9 Liter

Regionales Essen: Butterbrezn

Highlight: Altmühltal

Eis des Tages: Entfällt

Verlierer des Tages: Keine Begleitung

Defekte: Keine Defekte

 

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12.06.2019Tag 6. Kurze Tour geht auch lange. 

 

Das Nachtgewitter war ein Nachtgewitter. Hunde, die bellen ...

Die Straße ist wieder trocken.

Schwül, extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Beim Packen schon durchgeschwitzt. Ich brauche unbedingt Luftkühlung.

La Nonna durfte im Schuppen übernachten. Kommt beim ersten Kick, hat noch Lust. BlaBlaBla, ist ja bekannt, aber ich freu mich trotzdem jedesmal!

Abfahrt. 

 

Zunächst 15 Km Zubringer. Ich schwimme im Schwerlastverkehr. Eine 300er (?) Plastikvespa überholt mich. Was stört‘s den Baum, wenn ...

Ich habe alle Zeit der Welt. 

 

Dann wieder schön. Unmengen an Hopfenfeldern. Ist ja auch wichtig. 

Kreisverkehr, Landshut wird angezeigt, 40 Km. Ich weiß, dass ich da durchkomme. Meine Route verschwindet natürlich in entgegengesetzter Richtung in einem unscheinbaren Wald. 

 

Kleines Nummernschild vor mir. Moderne Automatikvespa. 

Wir fahren eine ganze Weile mit 40 nebeneinander her, jeder eine Fahrspur, und freuen uns wie die Spechte.

Dennis Hopper und Peter Fonda.

 

Landshut. 

Höhere Mathematik der DFAO:

40 Km = 64 Km

 

Die Wolken machen sich weg. Geiles Rollerwetter. 

 

12:10 Kupplungszug gerissen. Es geht gerade bergab, rolle bis zur Bushaltestelle.

Ne Veloce kommt vorbei, hupt freundlich und hebt fragend den Daumen, ob ich zurecht komme. Ja, alles gut.

Während ich hochkonzentriert beide Hände benötige, um den Nippel festzuziehen, ziehen 4 Ameisen hochkonzentriert einen toten Käfer durch mein Gesicht. 

Wo das Werkzeug schon mal offen liegt, gibt’s jetzt auch 'n ordentlichen Schluck SAE30.

Weil die Fläschchen für spezielle Rolleröle von SIP, zur Befüllung von Rollern völlig ungeeignet sind, hat Michael mir noch sein Spezialfläschchen geschenkt. Michael kann nur gut und richtig!

 

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Intermezzo für Interessierte:

125 Nuova '67, gemäßigter Quatrini M1-60, RD350, TMX30, kurzer Vierter, Elektrische Sonne, VSP-Road, 18,3 PS.

 

13:00. Weiter 

 

Die Kupplung trennt etwas früh, da will ich nochmal ran. Jetzt nicht. 

 

Das Wetter ist eigentlich weiterhin schön. Eigentlich...

Jetzt Sturmböen. Wind geht anders. Spontane Schräglagen auf gerader Strecke. Vmax 60 Km/h. Ich benötige eine komplette Fahrbahn für mich. Und hoffe, dass mich kein Odenwälder überholt.

 

In Dorfen wollte ich eigentlich Pause machen, aber Pause hatte ich ja gerade schon an der Bushaltestelle. 

 

Ab wann darf man eigentlich von Orkan sprechen? 

Ich werde zum Verkehrshindernis. So einen Eiertänzer würde ich nicht vor mir haben wollen! Vmax gewagte 50 Km/h. Rette mich bis Haag. 

 

Hier sollte sowieso Schluß sein für Heute, nur viel früher.

 

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Erst ein Eis, dann noch 40 Km zu Richard. Quatschen, Pizza, Bier. 

 

Und morgen hol ich mir den Königssee! 

Gewitter ist angesagt. 

Völlig egal. 

 

Abfahrt 09:30

Ankunft 16:00

169 Km 

2 x tanken. 6,8 Liter

Highlight: Richard

Eis des Tages: Eierlikörbecher in Haag. 

Gewinner des Tages: Freundliche Uralt-Ape, kleines Kennzeichen, riesige Ski-Dachbox. 

Defekte: Kupplungszug gerissen

 

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13.06.2019Tag 7. Sorry, Harz! Geht doch besser. 

 

Strahlend blauer Himmel, wolkenlos, 16 Grad C schon um 08:30. Windstärke 0!

 

Abfahrt 09:30

 

33 Km zurück nach Haag. Eis geht schon. 

10:20 Wiedereinstieg in die DFAO.

 

Wetter gehört unbedingt zum Glücksgefühl dazu. Heute ist Kaiserwetter. Ich gondel vergnügt durch die schöne Landschaft. Reisegeschwindigkeit 60-80 Km/h. 

Diverse Pausen, nicht bei den Attraktionen, in Wiesen, in Wäldern.

 

Die Fragen nach meinem Kennzeichen häufen sich. Nach Aufklärung, begeisterte Anerkennung. Ich frage mich, ob man „Grüß Gott“ straffrei mit „Servus“ erwidern kann.

 

Die Strecke ist wunderschön, dann atemberaubend. Die Hügel sind gewichen und geben die Sicht frei. Wenn ich nicht gerade durch einen schattigen, aber sonnendurchfluteten Wald gleite, ist jetzt vor mir das Alpenpanorama zu sehen. Kommt immer näher.

Jaaa, deshalb das Ganze!

Dann Chiemsee. Mir gehen die Superlative aus.

Weiter. 

Irgendwann macht’s Puff, und schlagartig sind die Alpen da. Rein zwischen zwei Bergen. Runter, runter, runter, bis zum Boden. Gebirgsfluss rechts, undurchsichtig Türkis, gurgeln, Schaumkronen, rechts und links Felswände.

Die Berge werden immer höher. Riesig. Massiv. Noch drapiert mit großen Schneefeldern, vor blauem Himmel. Klischee, Postkarte, aber einfach geil. 

Rauf, rauf, rauf, 860 M. ü. NN.

Runter, runter, runter, 14% Gefälle, neuer Fluss, genauso schön. 

Endorphine ohne Ende. 

Das will ich immer.

 

Ich biege ab, auf die Nebenstrecke nach Ramsau. Almen, Kühe, Glocken, kleine Bauernhöfe, Gerüche. Nix los hier. Super. 

Überhaupt sind in der ganzen Region wenig Touristen unterwegs. Einige, vereinzelte Wanderer. 

Später erfahre ich, wo die alle sind.

 

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Pflichtfoto Ramsau.

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Beschauliche Pause. Keine Eile. Alles Perfekt.

Weiter. 

Ich biege um eine Kurve und Bumm, steht der Watzmann vor mir. 

Grandios!

 

Berchtesgaden. 

Ich bin da!

Zielfoto und Zeremonie. 

Der Ort interessiert mich nicht.

 

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Zielfoto

 

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Gute Reiseplanung. Zielschluck Laphroaig

 

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Angeberaufkleber

 

 

Königssee. Hölle. 

Mit dem Fz kommt man nur auf 500 Meter ran. Aber hier will ich sowieso kein Foto. Es ist voll wie auf dem Hamburger Dom (Jahrmarkt) am Sonntag. Und das, außerhalb der Saison. Die Läden und Warensortimente gleichen auch dem Hamburger Dom. 

La Nonna wird zum Fluchtfahrzeug. 

 

Marktschellenberg. Letzter Ort Deutschlands. Aus Prinzip noch bis zur verwaisten Zollstation. Jetzt bin ich durch. Einmal Nord-Süd. 

 

Viel zu früh, und zu schön, da geht noch was. Seh mir noch die Gegend an. 

Rossfeldhöhenstraße könnte noch gehen. Und oben, beim Ahornkaser gibt’s den besten Apfelstrudel der Welt. Hausgemacht von der Kaserin. 

Privatstraße. Rundkurs, 16 Km, hoch auf  1600 M. ü. NN, für 5€ für Roller. Und jeden Cent wert!

Rauf: Der kurze Vierte kann verkauft werden, der Dritte gleich mit, 'n kurzer Zweiter wäre hilfreich, nach den Kehren immer im Ersten wieder los. 

Runter: Leerlauf, Motor aus, nach den Kehren beschleunigt‘s so schnell, dass ich niemanden aufhalten würde, ist aber sowieso niemand da, zwischen den Kehren Vmax 90 Km/h ohne Motor, 5 Km lautloses Schweben, die Bremse stinkt. 

 

Ich daddel so rum. Wäldchen, Gebirgsbach in der Sonne, Findlinge, Wasserfällchen, Geplätscher. 

Da wollen meine Füße rein. Ich brauche keine Pause, bleibe aber eine Stunde.

Bin wieder 8 Jahre alt, Papas Käfer parkt am Straßenrand. 

Weiter.

 

Hotel in Traunstein. 

 

Abfahrt 09:30

Ankunft Ziel Berchtesgaden 13:30

103 Km DFAO

152 Km Rumgedaddel

2 x tanken. 7,7 Liter

Regionales Essen: Risotto mit Schnittlauchsauce

Highlight: Der gesamte Tag. 

Eis des Tages: Pistazie in Haag

Gewinner des Tages: Die Reisedramaturgie. „Das Beste kommt zum Schluss!“

Sonderpreis: Laphroaig. Geht auch zum Entfetten der Backe für den Aufkleber.

Zitat des Tages: „Von Puttgarden??? Und das in Schlappen.“

Defekte: Keine Defekte

 

 

 

14.06.2019Tag 8. Rückreise

 

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Letzte Chefanweisungen an Christophorus

 

 

In den letzten 6 Tagen (Tag 1 hatte ich ja vor ca. 3 Wochen separat erledigt) habe ich exakt 1900 Km zurückgelegt.

Ich bin nicht nach Berchtesgaden gefahren, um dort Urlaub zu machen, sondern wollte die Reise als Urlaub verbringen. Das hat wunderbar geklappt. Also kann ich jetzt auch zurück.

Seit Tagen kaue ich auf folgendem rum:

A) wenn ich nach München fahre und mir einen Transporter leihe, dauert das mindestens (!) einen halben Tag, bis es los geht. Plus Transporterrückgabe in SH. 

B) wenn ich in München „Auto im Zug“ nehme, das Gleiche, plus unbekannter Abfahrtszeit. 

C) ich will mir ein Fahrzeug leihen, um ein funktionierendes Fahrzeug von A nach B zu transportieren? Wie schwachsinnig ist das denn?!

 

Also: Rückreise auf zwei Rädern!

 

Diesmal aber anders. Ich nehme die größten verfügbaren Straßen, die nicht Autobahn heißen und so senkrecht wie möglich von Bayern nach Schleswig-Holstein zeigen. 

Handy vorne auf‘s Gepäck. Navi: „Schnellste Strecke, Autobahn aus.“ 

Bin gestern ja schon ein Stück in die richtige Richtung verschwunden. Bleiben grob nur noch 900 Km nach Hause.

Beim Navi weiß ich immer, dass ich genau da ankomme, wo ich hin will... und nie, wo ich gerade bin. Weil ich mich nicht mit der Region beschäftigt habe. In diesem Fall egal, will ja nur nach Hause. Denkt man ...

 

Zunächst alles sehr schön. In Bayern kann auch die „schnellste Strecke“ ganz schön durch die Gegend wurmen. Toll.

 

Dann wird’s doch die klassische Umgehungsstraße, ich glaube B20. 

15 Minuten 90Km/h. 

Mir fehlen die netten Ortsdurchfahrten.

90 ... 90 ... 90

Ich seh nichts mehr. Irgendwer hat die Landschaft geklaut. Weiß nicht wie.

90 ... 90 ... 90

Wofür habe ich eigentlich einen Schaltroller?

Soll das jetzt 900 Km so weitergehen?

90 ... 90 ... 90

Ich hasse diese Piste. 

Nur Leitplanken. Muß weg hier. Ich habe echt den Hass!

Nächste Ausfahrt raus. Will jetzt schon Pause. 

Lande auf irgendeiner Straße. Nur Leitplanken. Kann nirgends anhalten. 

Ich komme nicht von dieser Straße weg. Werde weit abgetrieben. 

Dicht hinter mir drängelt ein Lkw mit 95. Allerdings reagiert er gut auf Handzeichen, als ich just in diesem Moment auf Reserve schalten muß.

 

12:45 Tanken in Straubing. 

Der Anschluß bei Straubing ist die B20. 

90 ... 90 ... 90

Sch...

 

Baustelle. Umleitung. 

Geil. Die Welt hat wieder Dörfer, Wiesen, Kurven, 4 Gänge. Das volle Programm. 

Leider nur 25 Km lang. Dann wieder B20. 

Am Ende der Beschleunigungsspur stehen zwei dicke Motorräder und schaffen es nicht in den fließenden Verkehr. La Nonna reichen die Lücken. Endlich mal ausdrehen müssen. 

Nach 3 Km 90, Vollbremsung. Stehender Verkehr. In der Ferne sieht man die Leute schon ausgestiegen und quatschend. 

Es ist viel zu heiß, geh kaputt. Italienische Fahrweise ist angesagt, vorbei am Stau. Der Bayer hupt gerne.

Nach 3 Km ein unübersichtliches Trümmerfeld, Polizei, Feuerwehr, Rettungswagen. 

Ein Polizist freut sich über den alten Roller und findet einen Weg, mich vorbei zu manövrieren. 

Hinter mir ist jetzt Ruhe, von vorne weitere Rettungswagen. 

 

Die B20 wird zur B22. Zunächst das gleiche Bild. Dann verschwinden die Leitplanken, wieder Landschaft, Hügel, alles wieder da. 

Ab jetzt ist der Tag nur noch toll, schwer zu glauben.

 

15:15 Tanken in Weiden.

Das Öl wird nicht reichen. Hatte 2 Liter dabei. Rückreise war anders geplant. Will ich an der Tankstelle 20€ dafür hinlegen?

 

Die „schnellst Strecke“ läuft eigentümlich. Kleinste Dörfchen und Sträßchen, links abbiegen, rechts abbiegen, Gässchen. 

Ich muss auf meinen Akku achten. Ohne Navi werde ich hier verenden. 

Aber es ist traumhaft schön. 

Die Vorderradbremse muß unbedingt nachgestellt werden. Jetzt nicht. 

An die Kupplung habe ich mich gewöhnt, werde mich auf keinen Fall wieder in den Dreck zu den Ameisen legen. 

Übermorgen. In Ruhe! Hebebühne. Bier.

 

17:45 Tanken in Gefell (?!)

Die Lehrlaufdrehzahl ist seit einiger Zeit zu hoch. Nebenluft?

Kerze sieht gut aus. 

Ich erinnere die Brezn vom Frühstücksbüffet, hab‘s mit Käse belegt und ab in die Jackentasche. Sieht jetzt aus wie ein Auflauf, kommt aber genau richtig gerade. 

Weiter. 

Ein Gedanke nimmt Gestalt an. Habe ich vielleicht „kürzeste Strecke“ ausgewählt, anstelle "schnellste Strecke"?

Versuche mir eine Deutschlandkarte vorzustellen. Und eine Gerade zwischen Berchtesgaden und Lübeck. 

Ich bin im Osten!

!!! Die kleinen Orte, weit und breit kein Hinweis auf bekannte Ortsnamen, keine größeren Städte, die ungewöhnliche Simson-Dichte.

Egal. Hab ja Zeit. 

Und die letzten Stunden waren einfach perfekt. Unglaublich schön. 

Ich sollte mal gezielt hierher kommen!

 

Übernachtung in Jena. Radeberger. 

 

Spoiler:

Seit Tagen zeichnet sich ab, wer der Gesamtsieger in der Kategorie „Gewinner“ wird. Unangefochten!

We proudly present:

Der Schwingsattel!

Auf meiner Italientour mit der Veloce, ging täglich nach 200 Km das Gerutsche los, auf der Suche nach erträglichen Positionen. Dies sogar mit sinkender Toleranz, weil ein Po ja bekanntermaßen erinnerungsfähig ist und die vergangenen Tage berücksichtigt. 

Die Denfeld meiner T4 ist übrigens kein Deut besser. 

Heute, nach fast 500 Km und nennenswerter Vorgeschichte, ist alles vom Feinsten. 

 

Abfahrt 09:30

Ankunft 20:00

469 Km 

4 x tanken. 15,8 Liter

Regionales Essen: Radeberger 

Highlight: Kein Highlight. (Fast) alles toll. 

Eis des Tages: Magnum  Classic an Tankstelle

Gewinner des Tages: siehe Spoiler

Defekte: Keine Defekte

 

 

 

15.06.2019Tag 9. Pronto

 

Geiles Wetter. 21 Grad C schon um 08:30. Aber extrem schwül.

Abfahrt 09:30

 

Tanken bei Jena.

 

Thüringen

Sachsen-Anhalt

 

Hier hat’s Platz. Ganz weite Landschaft, riesige Felder, kleine Dörfer, runde Kirche, die aussieht, wie die Gertreidesilos der landwirtschaftlichen Genossenschaft in Schleswig-Holstein, Hügel, Alleen. Nicht spektakulär, aber sehr sehr schön. Die Sicht ist weit, weil man sich so durch die Gegend hügelt. Tolle Rollerregion. Die Straßen werden gerader, zwischendurch immer mal schnelle Fahrt, aber genußreich, nicht hektisch.

Sehr schön alles.

 

 

 

Tanken in Mansfeld.

 

Ortsdurchfahrt.

Hier ist die Welt noch in Ordnung.

Vor mir eine Kawasaki mit Fuchsschwänzen an den Lenkenden, hinter mir eine Simson, nicht weil es gerade Hip ist, sondern ganz offensichtlich seit über 30 Jahren im Erstbesitz.

Rote Ampel. Die Simson hält neben mir, ein altes, unrasiertes Gesicht strahlt mich an.

„Ist das ein Roller?“

„Ja, ein Roller“

„Noch aus DDR-Zeiten?“

„Das ist ein italienischer Roller.“

„Ach so. Läuft aber gut!“

Die Ampel wird grün. Ich frage mich noch kilometerlang, ob der mich verarscht hat.

 

Naumburg

Lutherstadt

 

Jetzt hin und wieder auch mal Umgehungsstraßen 90…90…90…

An roter Ampel will der Hermestransporter, der mehrere Kilometer hinter mir klebte, rechts abbiegen. Der volltätowierte Auslieferungsfahrer kurbelt das Fenster runter. Nicht um zu meckern. Er muss mir unbedingt mitteilen, das mein Fahrzeug eine Spitzengeschwindigkeit von 86 Km/h fährt!

 

Aschersleben

Es bleibt toll.

 

Ortsdurchfahrt.

Eine Biene knallt mir ins Gesicht, schafft es aber noch rechtzeitig, ihren Stachel unterhalb der Brille,

neben meinem linken Auge zu platzieren. Nothalt an Bushaltestelle. Tut weh, das letzte mal muss

vor über 30 Jahren gewesen sein. 

Als ich alarmmäßig den Helm entferne, sticht mir ihre Kollegin ins rechte Ohr.

(Anm. d. Red.: Das ist so unglaublich, spätestens jetzt wird wohl der gesamte Reisebericht nach dem Motto

„Erfundene Abenteuergeschichten a la Käpt`n Blaubär“ in der Versenkung verschwinden)

 Ich finde sie noch krabbelnd in der Ohrmuschel des Helms, während die erste Attentäterin auf dem Frontgepäck ablebt.

Nach diversen yogaartigen Verrenkungen vorm Spiegel, kann ich den Stachel am Ohr erhaben erkennen und entfernen. Um den anderen Stachel zu sehen, muss ich die Brille abnehmen. Ohne Brille sehe ich garnichts!

Ich brauche Hilfe.

Der Ort ist komplett verwaist.

Nach 10 Minuten finde ich einen einzelnen Bauarbeiter. Er spricht weder Deutsch noch Englisch und Handzeichen interessieren ihn nicht. Ganz offensichtlich störe ich beim Rauchen.

Zurück an der Bushaltestelle kommt auf der Gegenfahrbahn ein moderner Automatikroller angefahren, sieht mich fuchteln und kommt spektakulär bei mir zum Stehen.

Mirko ist auf dem Weg nach Hause, hat sich gerade in Hannover seinen ersten Roller gekauft.

Natürlich hilft er mir.

Kurze Erklärung, Brille ab. „Da hängt ja noch der halbe Arsch dran!“

Er braucht was Flaches, mein Leatherman scheint geeignet und nach kurze Zeit präsentiert er mir das Hinterteil.

Guter Mann !!!

"Ich könne ihm sicherlich auch helfen."

Sein Roller spring mit E-Starter an, läßt sich aber nicht kicken.

Da ich ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet bin, brauchen wir nur 10 Minuten um alle möglichen Knöpfe und Schalter zu versuchen. Zufall, oder nicht, bei gezogenem Bremshebel rechts, springt der Roller auch gekickt an.

Mirko wackelt sich zurück auf die Straße, ich verschwinde angeschwollen in entgegengesetzter Richtung.

 

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Mirko

 

Das Wetter bleibt strahlend, aber ich habe mal wieder Sturm. Vielleicht die Vorboten der Gewitter, die bei Lüneburg angesagt sind. Erleichterung bringen kleine Wälder, da liegt aber jetzt Holz auf der Fahrbahn. Eine Weile fahre ich hinter einem Traktor, weil meine unvorhersehbaren Windkorrekturmanöver ein Überholen nicht zulassen. Eine Stunde lang echt K(r)ampf.

 

Niedersachsen

Tanken in Helmstedt

Uelzen

 

Zunächst B4 Richtung Lüneburg. Die ist zum kotzen, ich weiß, wird aber später erträglich.

 

Tanken in Jelmstorf.

Ich tanke 3,5 Liter, für mehr habe ich kein Öl. Der Tank wird nicht voll.

Geschätzt noch 140 Km, das wird eng.

Neue Anweisung: Spritsparende Fahrweise!

 

Der Wind ist fahrbar geworden, ich umfahre Lüneburg großräumig durch tolle Wälder.

Das Navi ist aus, hier komme ich zurecht.

 

Bienenbüttel

Reinstorf

Bleckede

 

Elbuferstraße. Geile Gegend, geiles Wetter.

 

Pasta mit Schnickschnack (steht so in der Karte) in Lauenburg. Der Eisvogel ist nicht mehr da.

Weiter.

 

Hinter Lauenburg scheint die Sonne. Gleichzeitig Platzregen.

Diesen Triumph kann ich der Regenhose nicht gönnen. Kurz vorm Ziel gebe ich den Sieg nicht mehr her.

Nur Visier.

 

Starkregen im Sachsenwald.

Das Wetter bleibt jetzt so.

 

Schwarzenbek

Kuddewörde

 

Umschalten auf Reserve. Gefühlt noch 30 Km.  Müsste klappen.

 

Baustelle. Umleitung. Kann ich gerade gar nicht gebrauchen. 

Immer noch Starkregen.

 

Steinburg

Lasbek

Tremsbüttel

Fischbek

Elmenhorst

Sülfeld.

 

21:00

Fertig.

Ich bin nass wie `ne Katze.

In der Garage steht noch `ne Dose Gin Tonic.

Gute Garage!

 

 

Abfahrt 09:30

Ankunft 21:00

449 Km

4 x tanken. 14,27 Liter

Highlight: „Ist das ein Roller?“ 

Eis des Tages: Entfällt

Held des Tages: Mirko

Verlierer des Tages: Zwei Bienen

Defekte: Keine Defekte

 

 

Epilog

 

 

Ich war 9 Tage unterwegs (8 davon am Stück), habe 3210 Km (2818) zurückgelegt und habe versehentlich 2 Bundesländer mehr kennengelernt, als geplant.

Ich habe mir keine Burg angesehen, keine Mühle, kein Fachwerkhaus, keine Wallfahrstkirche. Gibt´s da alles in Massen an der Strecke. Ich wollte mich eigentlich abends immer im Reiseführer über die kulturellen Highlights des nächsten Tages informieren und ggf. ansehen.

War mir alles egal. Habe mir genau das genommen, was mir gut tat. Super Landschaft, tolle Strecke, Füße im Wasser, gutes Eis, nette Bekanntschaften. Bleib ich halt Kulturbanause!

 

Eigentlich ist alles gesagt!

Ich hänge noch ein paar Fakten unten ran.

 

Und einen Tipp!: Kiste hoch vom Sofa, da draußen gibt´s ne Welt!

 

Gesamtstrecke 3210 Km

DFAO laut Vegliatacho 1829 Km

 

Tag 2-9:

26 x tanken

104,5 Liter Super

Exakt 2 Liter 2-T-Öl (ergibt 1:52,5, hatte größere Toleranzen erwartet)

Verbrauch 3,78 L/100Km

1 neues Hinterrad. Gummiverlust 4,2 mm

Gewinner: Der Schwingsattel

Verlierer: Die Regenhose

Defekte: Kupplungszug gerissen

Resümee: Obergeil

 

 

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Neue Garagendeko.

 

So long.

Gerd

 

 

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Die Strecke

 

Zunächst ohne Details. Wird wachsen, abhängig von meinen Erfahrungen und Euren Informationen.

Ich nenne hier absichtlich auch kleine Orte, besonders dann, wenn man ohne sie, einfach aus Versehen, eine direkte Verbindung wählen würde und somit die Strecke und wesentliche Schönheiten der Strecke verpassen würde.

 

 

  • Fehmarn
    • Puttgarden
      • Km 0
    • Burg auf Fehmarn
      • Hinter der Fehmarnsund-Brücke schnell die B207 verlassen, durch Heiligenhafen, dann dem Verlauf folgen.
  • Ostsee und Holsteinische Schweiz
    • Heiligenhafen
    • Weißenhäuser Strand
    • Weißenhaus
      • B202 nach:
    • Lütjenburg 
      • B430 Richtung:
  • Norddeutsche Seenlandschaft und Lübecker Bucht
    • Plön
      • B76 Richtung Lübeck
      • Hinter Plön abfahren Richtung:
    • Malente
    • Eutin
      • Hinter Eutin wieder B76 Richtung Lübeck
    • Haffkrug
    • Scharbeutz
    • Timmendorfer Strand
    • Travemünde
      • Auf B75 Richtung Lübeck
      • Vor Lübeck auf B75 Richtung Lüneburg
  • Lübeck und die alte Salzstraße
    • Lübeck
      • Pflichtfoto Holstentor
      • Von B75 abfahren Beschilderung UKSH, nicht bis zur B207 Richtung Ratzeburg fahren.
    • Groß Grönau
      • Wer Hunger hat oder Pause braucht kann gut, kurz hinter der Autobahnüberquerung nach links, Richtung Rothenhusen fahren. Fährhaus mit gemütlicher Terrasse am Ratzeburger See.
    • Groß Sarau
    • Pogeez
      • Stößt hier auf B207 Richtung Ratzeburg
    • Ratzeburg
      • Km 165

 

  • Ab hier zunächst „Höhrensagen“.
    • Mölln
    • Schwarzenbek
    • Lauenburg
    • Lüneburg
  • Lüneburger Heide
    • Kirchgellersen
    • Garlstorf
    • Egestorf
    • Bispingen
    • Munster
    • Hermannsburg
  • Celler Land und Wolfenbütteler Land
    • Celle
    • Wienhausen
    • Langlingen
    • Müden
    • Gifhorn
    • Wolfsburg
    • Königslutter
    • Helmstedt
    • Schöningen
    • Schöppenstedt
    • Wolfenbüttel
  • Okertal und Harz
    • Schladen
    • Vienenburg
    • Goslar
    • Clausthal-Zellerfeld
    • Osterode
    • Herzberg
    • Duderstadt
    • Westerode
    • Nesselröden
    • Etzenborn
    • Benniehausen
  • Werra und Fulda
    • Göttingen
    • Dransfeld
    • Scheden
    • Münden
    • Hedemünden
  • Hoher Meißner und Kurhessisches Bergland
    • Witzenhausen
    • Bad Sooden
    • Eschwege
    • Reichensachsen
    • Waldkappel
    • Hess. Lichtenau
    • Spangenberg
    • Melsungen
    • Gensungen
    • Wabern
    • Homberg (Efze)
    • Remsfeld
    • Schwarzenborn
    • Schwalmstadt
    • Willingshausen
    • Alsfeld
    • Romrod
  • Vogelsberg
    • Groß-Felda
    • Ulrichstein
    • Schotten
  • Spessart
    • Gedern
    • Kefenrod
    • Büdingen
    • Gelnhausen
  • Flörsbachtal
    • Roßbach
    • Gassen
    • Hengsberg
    • Villbach
    • Lohrhaupten
    • Frammersbach
    • Partenstein
    • Lohr a. Main
    • Rechtenbach
    • Rothenbuch
  • Odenwald
    • Weibersbrunn
    • Mespelbrunn
    • Heimbuchental
    • Eschau
    • Elsenfels
    • Mömlingen
    • Breuberg
    • Höchst i. Odenwald
    • Bad König
    • Michelstadt
    • Erbach
    • Beerfelden
    • Rothenberg
  • Neckartal
    • Eberbach
    • Neckargerach
    • Mosbach
  • Jagsttal
    • Gundelsheim
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    • Möckmühl
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    • Neuenstein
  • Waldenburger und Ellwanger Berge
    • Waldenburg
    • Obersteinbach
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    • Berchtesgaden 
      • KM 1829 (Veglia)
      • Pflichtfoto Königssee
      • Pflichtfoto Ramsau

 

Bearbeitet von Kaozeka
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Hier kommen jetzt mal in loser Reihenfolge ein paar Tipps für deine Tour:

  • An Seeon führt quasi kein Weg vorbei. Stehenbleiben lohnt sich allemal, weil das Kloster dort wirklich idyllisch gelegen ist.
    https://www.kloster-seeon.de/
  • In Traunstein warst du glaube ich schon mal. Nur wusste damals niemand das ein gewisser Josef Ratzinger, der dort einen Teil seiner Kindheit und Jugend einmal Papst werden würde.
  • In Haag gibt´s in der Wasserburger Str. 3 (mitten im Ort) eine super Eisdiele mit dem Namen Smeralda.
  • In Abensberg tummeln sich gern mal Hundertwasser Fans
    http://www.kuchlbauer.de/bier-kunst/kuchlbauer-turm/
  • weitere Tipps in Kürze
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Hier kommt der zweite Teil meiner Tipps für den Süden deiner Tour:

  • Kelheim schreibt man (wider Erwarten) nur mit einem "h". Dafür gibt´s aber Einiges zu sehen. Die Befreiungshalle, das Kloster Weltenburg und der Donaudurchbruch sind ein paar nette POI. Mehr unter https://www.kelheim.de/sehenswuerdigkeiten/
  • Rund um Eichstätt gibt´s jede Menge Fossilien. Den heutigen Eigentümer eines Steinbruchs mit Museum (http://www.museum-berger.de/) hab ich bei der Bundeswehr kennengelernt. Wen man da so alles trifft ;-)
  • Wasserburg hat eine nette Altstadt mit einem besonderen Flair.
  • In Inzell das weltberühmte Eisstadion nicht übersehen. Kann man kaum, weil man fast nicht dran  vorbeikommt.
  • Wandern durch die Weißbachschlucht? Wer`s mag und Zeit hat: https://www.berchtesgaden.de/wandern/see-klamm-wanderungen/weissbachschlucht
  • Dein Pflichtfoto in Ramsau am besten entgegen der Richtung aus der du mutmaßlich kommst schießen. Aus westlicher Richtung kommend hab ich sie schon mal übersehen.

 

 

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vor 9 Stunden schrieb *Wolfgang*:

Über diese Straße hab ich ein Buch, Titel:  "Entlang der deutschen Ferienstraße", stammt wohl aus den 60er Jahren.

 

Kannst Du mir mal die ISBN geben, dann werde ich es antiquarisch suchen.

 

Habe mittlerweile einen Uraltprospekt über die Teilstrecke Altmühltal gefunden.

Da ist noch nicht einmal der  Rhein-Main-Donau-Kanal drauf. Mal schauen, wieviel von der Originalstrecke noch steht.

 

IMG_4672.thumb.jpg.c4035f7023090a9c2dda6abfc36183b8.jpg  IMG_4673.thumb.jpg.50670741b8ade763504e1ef4fff02355.jpg

Bearbeitet von Kaozeka
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Eine ISBN gibt es leider nicht, ist aus dem Burkhard Verlag und erschienen im Jahr 1968 (ich glaub, da war die Welt noch in Ordnung :whistling:)

 

Bild lässt sich aus mir unerfindlichen Gründen nicht hochladen.

 

 

 

 

Bearbeitet von *Wolfgang*
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Ich habe ein Exemplar bei Ebay gefunden! Vielen Dank.

Kommt vielleicht noch rechtzeitig.

 

 

Am 1.6.2019 um 21:55 schrieb *Wolfgang*:

(ich glaub, da war die Welt noch in Ordnung :whistling:)

 

Einige haben das damals aber anders gesehen:-D

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Ein stürmischer Auftakt also und trotzdem respektable 383km! Der Eisvogel ist dir wahrscheinlich eine Zeit lang gefolgt und hat irgendwann bei dem Sturm schlapp gemacht. Ich finde, wenn man einen Eisvogel retten kann, entschädigt das für zwei, drei Tage Eis.

Weiterhin gute Fahrt, trockenes Wetter und tolle Erlebnisse!

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vor 10 Stunden schrieb Kaozeka:

Yo Arne. 

Noch auf Sendung?

Bin vor Ort. 

Gruß

Gerd

 

Jo, nur die Nachrichten kommen irgendwie mit der Post.
Irgendwie dauert das ewig hier, bis was ankommt. Fast Internet? - Alles Lüge!

Ich fürchte, Du bist schon durch.
Schade.

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